Zwischenbericht zum Corona-Virus – Wann wird es einen Impfstoff geben?

Für die Bewältigung der Coronavirus-Pandemie wird durch die biopharmazeutische Industrie derzeit auf folgende drei medizinische Ansätze gesetzt:

  • Abschwächung der Symptome
  • Antiviral wirkende Medikamente
  • Vorbeugende Impfungen

Bis ein oder mehrere Impfstoffe zugelassen und der breiten Bevölkerung zur Verfügung stehen werden, sind für die Behandlung von Covid19-Patienten insbesondere direkt wirkende antivirale Medikamente von Bedeutung. Diese können zu einer Verringerung der Behandlungstage und einer schnelleren Erholung der Erkrankten führen.

Bisher ist nur ein Medikament in der EU zugelassen

Neben dem einzigen bisher zugelassenen Medikament VEKLURY (REMDESIVIR) werden weitere Medikamente auf Basis von Antikörpern entwickelt und erste Testergebnisse vorgestellt. Mitte September wurde eine Zwischenauswertung der BLAZE-1 Studie eines Medikaments veröffentlicht, welches auf dem Antikörper LY-CoV555 basiert und von zwei Biotechnologieunternehmen in Kooperation entwickelt wurde. Dabei sind drei verschiedene Dossierungen getestet worden. Mit der höchsten Dossierung konnte eine Verringerung der Viruslast festgestellt werden. Die klinische Studie wird planmäßig weitergeführt.

Ein weiterer Ansatz besteht in dem Antikörper-Cocktail REGN-COV2. Dieser führte laut einer veröffentlichten Studie von Ende August im Rahmen der innovativen 1/2/3-Studie bei SARS-CoV-2-positiven, aber noch nicht ins Krankenhaus eingewiesenen Patienten, zu einer (leichten) Verringerung der Symptome und Viruslast. Neben der veröffentlichten Studie durchläuft dieser Wirkstoff aktuell ebenfalls weitere Studien.

Das Wettrennen um den Impfstoff

Im Bereich der Impfungen werden derzeit 321 Covid-19-Impfstoffe entwickelt, allerdings befinden sich nur sechs davon in fortgeschrittenen sogenannten Phase-III-Studien. Dabei ist auf Ebene der forschenden Unternehmen zwischen Pharmagroßkonzernen wie Johnson&Johnson, AstraZeneca, Sanofi oder Pfizer auf der einen Seite und sogenannten „Pure Play´s“ wie Curevac, Biontech und Novavax auf der anderen Seite zu unterscheiden. Diese Situation ist nicht ganz uninteressant, denn einige der „Pure Play´s“ haben in ihrer Unternehmensgeschichte noch kein Medikament geschweige denn einen Impfstoff erfolgreich auf den Markt gebracht. Die Koordinierung der Impfstoffentwicklung wird von der „Operation Warp Speed“ der US-Regierung geleitet, die fast 10 Milliarden USD an Vorfinanzierung bereitgestellt hat und bis zu acht Impfstoffkandidaten auf vier verschiedenen technologischen Plattformen unterstützt.

Es ist nicht zu erwarten, dass ein Unternehmen die alleinige Preissetzungsmacht erhält!

Die Dynamik in der Branche lässt nicht auf eine Wettbewerbslandschaft schließen, in der ein einzelnes Unternehmen – und schon gar nicht eine Hand voll Firmen – einen Wettbewerbsvorteil hat, der es ihm erlaubt, übermäßige Gewinne zu erzielen. Denn wenn viele Wettbewerber in kurzer Zeit erfolgreich sind, gibt es keine Preissetzungsmacht! Die Regierungen nahezu aller Länder haben sich zudem vorab verpflichtet, mehr als zwei Milliarden Dosen führender, aber noch unerprobter Impfstoffkandidaten zu kaufen, wobei die Zahlungen an die Wirksamkeit der Präparate geknüpft sind. Es soll somit aus Regierungssicht sicher gestellt werden, dass sofort nach der behördlichen Zulassung gelagerte Vorräte zur Verteilung bereit stehen. Auch dies steht einer freien Preissetzung durch die Unternehmen entgegen.

Die Impfeffektivität ist entscheidend

Ergänzend besteht die Gefahr, dass Covid-Impfstoffe nur so gut werden, wie die Impfstoffe, die wir bereits seit Jahren gegen die Grippe haben. Die Impfeffektivität kann in den einzelnen Jahren sehr unterschiedlich sein und sich auch bei den einzelnen Virussubtypen bzw. Virustypen unterscheiden. Bei einer sehr guten Übereinstimmung der zirkulierenden Influenzaviren mit dem Impfstoff wurde bei jungen Erwachsenen eine Schutzwirkung von bis zu 80% beobachtet. Ältere Menschen haben hingegen oft eine reduzierte Immunantwort, sodass die Impfung bei ihnen weniger zuverlässig wirkt. Dennoch können auch ältere Menschen ihr Risiko, an einer Influenza zu erkranken, im Mittel durch die Impfung in etwa halbieren.

Quellen: www.hhs.gov, www.statnews.com, DZ Bank AG, Robert Koch-Institut