Wein als Kapitalanlage? Eine grobe Übersicht…

Investieren in Wein kann eine interessante Möglichkeit sein, das persönliche Anlageportfolio zu diversifizieren. Jedoch gibt es einige wichtige Überlegungen zu beachten. Zum Beispiel: Wenn Wein später mit Wertsteigerung verkauft werden soll, muss lückenlos dokumentiert sein, wo und unter welchen klimatischen Bedingungen die Flaschen gelagert wurden. Auch der Kauf von Originalgebinden ist notwendig. Das sind nicht die einzelnen Flaschen, sondern in der Regel die bekannten „Weinkisten“, in denen je nach Weingut 3, 6 oder 12 Flaschen verpackt werden. Hinzu kommt: welche Weine schmecken, sind lagerfähig und alterungsbeständig und können in 10 oder 20 Jahren mit Gewinn verkauft werden? Diese Einschätzung kann nur von absoluten Wein-Investmentprofi´s vorgenommen werden.

Der „Wein-Markt“ ist im Verhältnis zum Aktienmarkt relativ klein.

Der Markt für hochwertige Weine ist begrenzt: Die Marktforscher von Vantage Market Research schätzten den globalen Weinmarkt Anfang 2022 auf rund 418 Mrd. Pfund bzw. 435 Mrd. EUR. Der DAX40 steht derzeit bei einer Marktkapitalisierung in Höhe von rund 1.630 Mrd. EUR. Also entspricht der Weinmarkt grob geschätzt einem Viertel des DAX40 – und der DAX selbst ist ja im weltweiten Vergleich eher ein „kleiner“ Index.

Name! Name! Name!

Die renommierten Weinbaugebiete und die berühmtesten Weingüter haben über Jahrzehnte beständig Weine hervorgebracht, auf welche die o.g. Attribute zutreffen. Somit ist klar: beim Wein geht es um „Name! Name! Name!“. Denn bei Weinen von namhaften Herstellern ist auch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie beste Bewertungen der anerkannten Weinkritiker erhalten. Dies sind zum Beispiel Hugh Johnson, Serena Sutcliffe, David Peppercorn und Robert Parker.

Bitte beachten: Weinpreise sind keine Einbahnstraße!

Der Blick auf die Wertentwicklung von Wein-Indizes wie z.B. Liv-Ex Fine Wine zeigt, dass auch Wein-Indizes z.B. nach dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2000/2001 rund 10 Jahre benötigten, um wieder auf den Wert vor diesem „Börsenbeben“ zu kommen. D.h. auch für Wein-Investments brauchen Anleger einen langen Atem und einen langen Anlagehorizont. Dies sollte bei aller Freude über die positive Entwicklung in den vergangenen Jahren nicht vergessen werden. Der lange Anlagehorizont sollte dabei auch berücksichtigen, wie sich die Weinregionen in den kommenden Jahrzehnten verändern werden (Stichwort: Klimawandel). Bereits jetzt kämpfen die großen französischen Weinregionen wie Bordelais (Bordeaux) und Bourgogne (Burgund) mit zu viel Hitze und zu wenig Wasser. Ihre Erträge sinken dadurch und teilweise auch die Qualität. Andere Regionen hingegen werden beliebter, da deren Weine von den steigenden Temperaturen
profitieren könnten, wie beispielsweise Rotwein aus Deutschland.

Grob skizziert: Ablauf eines Wein-Investments

Wie erfolgt ein Wein-Investment über einen Dienstleister? Der Ablauf und die Leistungen sind bei den meisten Anbietern ähnlich: Es wird ein Konto eröffnet, Geld einbezahlt und dann füllt der Anbieter das Wein-Portfolio bis zum eingezahlten Kapital auf. Einzelne Anbieter automatisieren auch den Verkauf, indem sie die Weine dann auf den Markt geben, wenn sie ihre beste Trinkreife erreicht haben. Dann sind in der Regel nicht nur die Preise am höchsten, sondern auch die Nachfrage, sodass es zu einem erfolgreichen Verkauf kommt.

Transparenz bietet die Wein-Börse

Wenn Sie Ihr Wein-Portfolio einmal komplett haben, können Sie zwischen Kauf und Verkauf nicht viel mehr tun, als in beliebigen Abständen dessen Stand zu kontrollieren. Da es sich bei solchen Portfolio-Weinen quasi um „Standardprodukte“ namhafter Anbaugebiete und Weingüter handelt, gibt es dafür an der London International Vintners Exchange (Liv-ex) laufend aktuelle Preise. An der Liv-ex werden von mehr als 600 professionellen Händlern aus fast 50 Ländern mehr als 16.000 Weine gehandelt. Die avisierten Preise sind also vertrauenswürdig. Anders als bei Aktien, mit denen Sie nur das Eigentum an einem entsprechenden Bruchteil des betreffenden Unternehmens erwerben, gehören Ihnen die Weine, die Sie über Wein-Investment-Plattformen kaufen, komplett. Die Lagerung erfolgt in entsprechenden Lagerhäusern, sogenannten bonded warehouses. Dort wird Ihr Wein zoll- und steuerfrei gelagert. Nur wenn Sie ihn sich liefern lassen, fallen Zoll, Steuern und Transportgebühren an. Dies beantwortet auch eine bedeutende Frage, welche uns immer wieder gestellt wird: Ja, sie können sich „Ihren Wein“ auch liefern lassen und selbst trinken!

Eine erste Übersicht über Kosten und Serviceanbieter

Und was kostet nun das Ganze? Zunächst einmal zum Einstiegsvolumen: Sie müssen stets komplette Gebinde eines Weins abnehmen. Meist sind das Kisten von 6 Flaschen. Pro Flasche eines investierbaren Weines müssen Sie mit 250 Dollar rechnen. Um also nur eine Portfolioposition zu erwerben, sind also schon 6 x 250 = 1.500 Dollar nötig. Und auch beim Wein gilt das Prinzip der Diversifikation. Empfohlen werden 5 bis 15 unterschiedliche Positionen. Im genannten Beispiel wären das also 7.500 bis 22.500 Dollar. Die Lagerung verursacht zusätzliche, laufende Kosten, und auch der Anbieter möchte für seine Dienste entlohnt werden. Die laufenden Kosten liegen somit bei bis zu 2,5 % pro Jahr, sinken aber in der Regel bei größeren Depots. Es gibt verschiedene Wein-Fonds und Investment-Unternehmen, die sich auf die Anlage in Wein spezialisiert haben. Hier sind einige bekannte Beispiele:

  • The Wine Investment Fund: Dieser Fonds investiert in eine breite Palette von Weinen aus verschiedenen Regionen und konzentriert sich auf langfristiges Wachstum und Diversifizierung.
  • Cult Wines Investment Management: Cult Wines ist ein führendes Unternehmen im Bereich Weininvestment und bietet individuelle Portfolios sowie Investmentfonds an, die in hochwertige Weine investieren. www.wineinvestment.com
  • Wine Source Fund: Dieser Fonds investiert in seltene und begehrte Weine aus renommierten Weinregionen und zielt darauf ab, langfristiges Kapitalwachstum für seine Investoren zu erzielen.
  • The Wine Investment Association (WIA) Funds: Die WIA bietet eine Reihe von Investmentfonds an, die in verschiedene Segmente des Weinmarktes investieren, darunter seltene Weine, En Primeur und Weinindizes.
  • VinX: VinX ist eine Plattform, die es Investoren ermöglicht, direkt in Weine von ausgewählten Weingütern zu investieren, indem sie Wein als digitale Vermögenswerte tokenisiert.

Wichtig: Diese Aufzählung stellt keine Empfehlung unsererseits dar!

Abschließend: Vor- und Nachteile in der Übersicht

Hier sind zusammengefasst die wichtigsten Vorteile und Nachteile sowie Besonderheiten bei der Investition in Wein:

Vorteile:

  • Potenzielle hohe Renditen: Einige Weine, insbesondere aus renommierten Weinregionen und Jahrgängen, können im Laufe der Zeit erheblich an Wert gewinnen.
  • Diversifizierung: Wein kann eine alternative Anlageklasse sein, die nicht stark mit den traditionellen Finanzmärkten korreliert ist, was zur Diversifizierung Ihres Portfolios beiträgt.
  • Tangible Asset: Im Gegensatz zu Aktien oder Anleihen ist Wein ein physischer Vermögenswert, den Sie berühren und betrachten können, was für einige Investoren attraktiv ist.

Nachteile:

  • Hohe Kosten: Der Kauf und die Lagerung von hochwertigen Weinen können teuer sein. Die Lagerung erfordert oft spezielle Bedingungen wie konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit, was zusätzliche Kosten verursachen kann.
  • Illiquidität: Wein ist eine illiquide Anlage, was bedeutet, dass es schwierig sein kann, schnell Käufer zu finden, wenn Sie Ihre Investition liquidiert werden müssen.
  • Wechselhaftigkeit des Marktes: Der Weinmarkt kann volatil sein und unterliegt Trends und Geschmacksveränderungen, die den Wert einer bestimmten Flasche beeinflussen können.

Besonderheiten:

  • Expertise: Es ist wichtig, über Fachkenntnisse in Bezug auf Weine und den Weinmarkt zu verfügen, um fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen. Die Zusammenarbeit mit einem Weinexperten oder einem Weinhändler kann dabei helfen.
  • Lagerung: Die richtige Lagerung ist entscheidend, um den Wert Ihrer Investition zu erhalten. Stellen Sie sicher, dass Sie über geeignete Lagerbedingungen verfügen oder Dienstleistungen eines professionellen Weinkellers nutzen.
  • Authentizität: Der Weinmarkt ist anfällig für Fälschungen. Investieren Sie in Weine mit nachweisbarer Herkunft und Authentizität, um das Risiko von Betrug zu minimieren.

 

Quellen: Wikipedia, Das Investment, ChatGPT, https://www.vantagemarketresearch.com/industry-report/wine-market-1558

 

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