Vorsicht: Indexkonzentrationen!

Am 17.02.2020 erreichte der Index „Stoxx Europe 600 Technology“ auf Basis des Schlusskurses sein bisheriges Allzeithoch bei 575,44 Punkten. Er konnte in den vergangenen Jahren zwar seinem „großen Bruder“, dem Nasdaq-100 Technologieindex aus den USA, in Sachen Wertentwicklung kein Paroli bieten, sich andererseits dennoch deutlich besser als der allgemeine marktbreite Index „Stoxx Europe 600“ entwickeln.

Europas Technologiebranche in einem Index?

Es gibt passive Indexfonds (ETFs), welche den „Stoxx Europe 600 Technology“ nachbilden. Somit kann ein Investor mit einem Wertpapier die gesamte europäische Technologiebranche abbilden. Grundsätzlich eine gute Idee, allerdings mit einem Haken: Die fünf Indexmitglieder mit dem höchsten Gewicht (SAP, ASML Holding, Prosus, Ericsson, Dassault) umfassen bereits 59,5% des Index! Von einem granularen oder weit gestreuten Index kann somit leider nicht die Rede sein.

In den USA treten Indexkonzentrationen ebenfalls auf

Wer denkt, es handelt sich um ein isoliertes Problem dieses einen Index, der irrt. Denn in den USA tritt das Phänomen der Indexkonzentration ebenfalls auf. Sogar recht prominent, wie ein Blick auf die historische Entwicklung des Gewichts der fünf größten Indexmitglieder des Leitindex S&P500 offenbart:

Die fünf Aktien mit dem höchsten Gewicht (Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet, Facebook) umfassen rund 23% des S&P500 Index, die restlichen 495 Aktien repräsentieren 77%.

Neben der geringen Streuung existiert noch ein weiteres Problem

Die Indexkonzentration des S&P500 ist somit noch vertretbar und weit von den Werten des Stoxx Europe 600 Technology-Index entfernt. Allerdings beeinflusst die hohe Gewichtung der größten Indexmitglieder nicht nur die Granularität des Index sondern auch dessen Wertentwicklung. In den zurückliegenden fünf Monaten legten diese fünf Aktien im Durchschnitt rund 10% zu, die übrigen 495 Aktien des S&P500 fielen hingegen im Durchschnitt um 13% (Stand 30.04.2020):

Zeitraum: 01.12.2019 – 30.04.2020

Es stellt sich somit die Frage, ob eine isolierte Betrachtung der Wertentwicklung des Leitindex S&P500 wirklich dazu geeignet ist, eine Aussage über die Wertentwicklung „der amerikanischen Aktien“ zu treffen? Oder gar um die volkswirtschaftliche Entwicklung in den USA einzuschätzen?

Wenn 495 von 500 Aktien im Durchschnitt deutlich fallen, hat dies meist einen Grund

Wir schauen im Rahmen unserer Kapitalmarktanalyse gemeinsam mit unserem Partner auf viele Details. Und so kann es durchaus vorkommen, dass wir defensiv positioniert sind, obwohl der (Gesamt-)Index steigt. Denn wir legen im Rahmen unserer Vermögensverwaltung großen Wert auf ein aktives Risikomanagement. Wenn 495 von 500 Aktien im Durchschnitt deutlich negativ performen, dann hat dies meist einen Grund. Falls nicht – auch nicht schlimm! Denn dann hält eine „Hausse“ in der Regel noch längere Zeit an – und wir haben noch genügend Zeit, um für unsere Kunden attraktive Renditen zu generieren.