Übersicht wichtiger Wirtschaftsdaten sowie konjunktureller Frühindikatoren

Der vielfach prämierte Fondsmanager Olgerd Eichler wurde im Jahr 2007 zu seinem Erfolgsgeheimnis als erfolgreicher Aktienfondsmanager befragt und gab daraufhin folgenden Satz zu Protokoll:

„In der Investmentwelt tobt eine Schlacht um Wissen. Es gewinnt der, der die wirklich wichtigen Informationen von den vielen unbedeutenden trennt und daraus die richtigen Schlussfolgerungen zieht.“

Olgerd Eichler

Mit Sicherheit achtet jeder Kapitalmarktakteur, egal ob Börsenhändler, Depot-A-Manager, Gelddisponent, Fondsmanager oder Vermögensverwalter auf unterschiedliche Informationen. Dennoch haben wir uns die Frage gestellt, welche Wirtschaftsdaten und konjunkturelle Frühindikatoren als besonders beachtenswert gelten und stellen Ihnen diese in nachfolgender Aufzählung kurz vor:

BIP / Wirtschaftswachstum

Das Bruttoinlandsprodukt gibt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen an, der durch eine Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres als Endprodukt hergestellt wurde. Es dient somit als Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft. Anhand des realen BIP, welches die Wirtschaftsleistung unabhängig von Preisveränderungen angibt, kann das Wirtschaftswachstum bemessen werden. Das BIP wird quartalsweise berechnet und für Deutschland vom statistischen Bundesamt veröffentlicht. Der Ausweis des Wirtschaftswachstums erfolgt als prozentuale Veränderung des BIPs zum Vorquartal bzw. Vorjahr.

Verbraucherpreise / Inflation

Die Entwicklung der Verbraucherpreise (Sprachgebrauch: Inflation) wird über einen Warenkorb gemessen und gibt Aufschluss über die Stärke der Nachfrage. Die Europäische Zentralbank definiert die Inflation als wichtigste Kennzahl zur Bemessung der Preisstabilität, welche gleichzeitig das wichtigste Ziel der EZB ist. Die EZB hat ein Inflationsziel von zwei Prozent. Eine niedrige und abnehmende Inflation kann ein Indikator für wirtschaftliche Schwäche sein und somit zu geldpolitischen Lockerungen führen. Die Veröffentlichung der Verbraucherpreise des Euroraums erfolgt monatlich durch das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat). Die Inflationsentwicklung wird dabei als prozentuale Veränderung zum Vormonat bzw. Vorjahr angegeben.

US Verbrauchervertrauen Uni Michigan

Bei der Erhebung der Universität Michigan werden monatlich über 500 US-Haushalte befragt. Diese spiegeln die finanzielle Situation, das Kaufverhalten sowie die wirtschaftlichen Erwartungen der Haushalte wider. Wenn das Verbrauchervertrauen schrumpft, gilt dies als Vorzeichen für sinkende Konsumausgaben. Vorläufige Ergebnisse werden zur Monatsmitte bekannt gegeben, während die endgültigen Daten am letzten Freitag des Monats veröffentlicht werden.

Purchasing Manager Index (PMI) Composite

Wird auch ISM Manufacturing Index oder ISM Einkaufsmanagerindex genannt und ist einer der wichtigsten und verlässlichsten Frühindikatoren für die wirtschaftliche Aktivität der USA. Der Index besteht aus fünf Sub- bzw. Teilindizes, welche unterschiedlich gewichtet werden. In den Index fließen die Beschäftigung, die Auftragseingänge, die Produktion, die Lagerbestände und die erhaltenen Lieferungen mit ein. Der Index wird durch die Non-Profit-Organisation Institute for Supply Management (ISM) in einem monatlichen Turnus veröffentlicht. Der ISM wird als absolute Zahl veröffentlicht wobei ein Wert größer als 50 eine Expansion (d.h. wirtschaftlicher Aufschwung) anzeigt.

Philadelphia-Fed-Index / IFO Geschäftsklimaindex

Geschäftsklimaindex, bei welchem 200 US Hersteller in Philadelphia zum allgemeinen Geschäftsklima befragt werden. Die Ergebnisse dienen als Frühindikator für den ISM Manufacturing Index. Der Philadelphia-Fed-Index stellt somit das US-Amerikanische Pendant zum IFO Geschäftsklimaindex dar, welcher die Einschätzung von Geschäftsführern und Unternehmenslenkern in der Bundesrepublik Deutschland widerspiegelt. Beim IFO werden die Unternehmen nach der aktuellen wirtschaftlichen Lage sowie der erwarteten zukünftigen Entwicklung befragt. Die Ergebnisse werden nach der Bedeutung der jeweiligen Branche für die deutsche Gesamtwirtschaft gewichtet. Die Veröffentlichung erfolgt monatlich als Absolute Zahl. Zusätzlich wird die Veränderung der Saldenindizes in der IFO-Uhr veröffentlicht, welche die Einordnung der aktuellen IFO-Umfrage im Kontext eines „Konjunkturzyklus“ ermöglichen soll.

Handelsbilanzsaldo

Der Handelsbilanzsaldo bezieht sich auf den grenzüberschreitenden Warenverkehr und ist die wertmäßige Differenz zwischen exportierten und importierten Gütern einer Volkswirtschaft. Ein positiver Handelsbilanzsaldo bedeutet, dass mehr exportiert als importiert wurde und wird Handelsbilanzüberschuss genannt. Wenn die Importe höher als die Exporte sind spricht man von einem Handelsbilanzdefizit.

US Marging Debt

Der US Marging Debt ist ein Index, der den Gesamtbetrag angibt, welchen Kunden ihren Brokerfirmen schulden. Broker-Kunden haben in den USA die Möglichkeit ein Margin-Konto zu verwenden und sich somit einen Teil ihres Aktien-Investitionskapitals vom Broker zu leihen.  Er spiegelt daher den kreditfinanzierten Handel mit Wertpapieren wider. Eine hohe Zuversicht, in Bezug auf die weitere Entwicklung des US-Aktienmarktes, spiegelt sich in der Regel in hohen schuldenfinanzierten Käufen wider. Die Berechnung erfolgt durch die New York Stock Exchange und wird monatlich als absolute Zahl veröffentlicht.

Staatsschuldenquote

Das Verhältnis zwischen dem Bruttoinlandsprodukt und der Schulden eines Staates werden mit der Staatsschuldenquote ausgedrückt. Die Quote ist eine Kennzahl, die die Tragfähigkeit von Staatsschulden anzeigt. Bei den Verbindlichkeiten des Staates wird zwischen Inlands- und Auslandsverschuldung unterschieden. In Summe bilden diese beiden Komponenten die Staatsschulden. Die Staatsschuldenquote wird zu einem bestimmten Stichtag berechnet. Die Berechnung für die Staatsschulden der EU-Länder erfolgt durch das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat).

Index Leading Indicator

Der Leading Indicator wird durch das „Conference Board“ einer Non-Profit-Organisation der USA berechnet und monatlich veröffentlicht. Er setzt sich aus zehn wirtschaftlichen Komponenten zusammen. Diese zeigen den kurzfristigen zukünftigen Verlauf verschiedener Wirtschaftszweige an. Durch die Kombination ist der Index darauf ausgerichtet, die Entwicklung der Gesamtwirtschaft in den nächsten Quartalen vorherzusagen.

Inflation Gauge Index (UIG)

Der Inflation Gauge Index wird durch die New York Fed berechnet. Diese berechnet die Basis-Inflation bzw. Trendinflation anhand von Informationen, die in einer Vielzahl von Preis-, Realitäts- und Finanzdaten enthalten sind. Während sich die Kerninflation lediglich auf die Preiskomponenten konzentriert, berücksichtigt die UIG einen großen Datensatz, der über die Preisvariablen hinausgeht. Die Berechnung hat in der Vergangenheit eine höhere Prognosegenauigkeit als die herkömmliche Kerninflationsmessung für die US-Inflation gezeigt.

Quellen: investing.com, börse.de, Eurostat, Philadelphia-Fed, ifo.de, investopedia.com