Kennen Sie PFAS?

Das Umweltbundesamt (UBA) hat in seinem Magazin 1/2020 PFAS in den Mittelpunkt gerückt und auch Union Investment hat im September 2020 einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht. Wir sind im Zuge unserer Aktienanalysen für unseren „Volksbank Kraichgau Fonds – Nachhaltigkeit“ hierauf aufmerksam geworden und möchten Ihnen nachfolgend PFAS kurz vorstellen. Wir verweisen allerdings ganz bewusst auf das vorgenannte Magazin des UBA, da es noch viel weitreichendere Informationen liefert. An dieser Stelle noch ein herzlicher Dank an die tatkräftige Unterstützung von Frau Ria Steinhauser, DH´lerin unserer Bank, welche an diesem Artikel mitgeschrieben hat.

PFAS – „per-and polyflutoalkyl substances“

PFAS ist der Oberbegriff für eine Gruppe von Rund 4.700 industriell erzeugten, chemischen Substanzen. Sie kommen in einer Vielzahl von Gütern des täglichen Gebrauchs als Inputstoffe zum Einsatz. Besonders ihre schmutz-, fett- und wasserabweisenden Eigenschaften machen sie für eine Vielzahl von Anwendungen interessant:

  • in der Textil-, Outdoor- und Lederindustrie,
  • im Bereich der Einwegverpackungen (zum Beispiel bei Kaffeebechern, Pizza- und Hamburgerverpackungen),
  • bei beschichteten Küchengeräten wie Pfannen und Töpfen,
  • zur grundsätzlichen Behandlung von Oberflächen (zum Beispiel bei Auto- und Skiwachs)
  • und auch als Inputstoff für Löschschaum

Welche Gefahr geht von ihnen aus?

Es hat sich gezeigt, dass PFAS einige Eigenschaften und Folgewirkungen besitzen, die sie für Mensch und Natur gefährlich machen:

  • Sie sind sehr langlebig und werden in der Natur nicht abgebaut.
  • Sie sind sehr mobil und verbreiten sich über die Luft und über das Wasser.
  • Bei der Aufnahme in den Organismus verhalten sich PFAS bioakkumulativ, das heißt, sie reichern sich an und werden nicht abgebaut oder ausgeschieden.
  • Diese Anreicherung kann bei Menschen vielfältige gesundheitliche Schäden verursachen. Beeinträchtigungen des Immunsystems, Schwangerschafts-komplikationen und Krebserkrankungen können unter anderem die Folgen sein.

„PFAS werden heute überall nachgewiesen: im Boden, in Sedimenten, im Wasser und in der Luft, in Pflanzen und Tieren sowie im menschlichen Blut und in Muttermilch.“

Bundesumweltamt, Magazin 1/2020

Der Mensch nimmt PFAS aus der Umwelt oder über die Luft auf!

PFAS werden über vielfältige Wege in die Umwelt eingetragen. Bei der Produktion können sie durch die Abluft der Betriebe in umliegende Böden und Gewässer gelangen. Sie können an Partikeln anhaften und so über weite Strecken in der Luft bis in entlegene Gebiete transportiert werden, so findet man PFAS auch in den Polargebieten. Über Regen und Schnee gelangen PFAS aus der Luft wiederum in Böden und Oberflächengewässer. Doch auch in der Innenraumluft verteilen sie sich, beispielsweise beim Gebrauch von Imprägniersprays oder durch Ausdünstungen aus schmutzabweisend behandelten Teppichen. PFAS gelangen über das häusliche und gewerbliche Abwasser in Kläranlagen. Dort verbleiben sie zum Teil im Klärschlamm. Wird dieser Klärschlamm zum Beispiel als Dünger in der Landwirtschaft genutzt, sickern die Chemikalien über die Zeit ins Grundwasser. Doch auch über spezifische Verwendungen wie z. B. in Feuerlöschschäumen gelangen sie (direkt) in Böden und Gewässer.

Der Gesetzgeber versucht die Gefahr zu mindern

Um Mensch und Umwelt zu schützen hat es bereits Verschärfungen der Regulierung gegeben. Gemäß der Europäischen Chemikalienverordnung REACH („Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction“), werden ausgewählte PFAS-Varianten als SVHC („substances of very high concern“) klassifiziert, da sie als besonders besorgniserregend für Mensch und Natur gelten. Durch die Verordnungen kann es zu strengeren Regulierungen bei der Herstellung und Verwendung und sogar Verboten bestimmter Chemikalien kommen. In diesem Zusammenhang wurde die Produktion von PFOA (eine besonders schädliche Unterart von PFAS) in der Europäischen Union seit Juli 2020 untersagt. Darüber hinaus arbeitet das Umweltbundesamt zusammen mit einer Vielzahl europäischer Länder an einem EU-weiten Beschränkungsvorschlag für die gesamte PFAS-Familie.

Gibt es Alternativen zu PFAS?

Ja die gibt es! Es existieren bereits Alternativen im Outdoor-Textilbereich, aber auch bei der Beschichtung von Pfannen und Töpfen. Und nicht erst seit der Debatte um die „Wegwerf-Gesellschaft“ wird auch bei Einweggeschirr und beschichteten Verpackungen über Alternativen nachgedacht. Notwendig erscheint die Verwendung von PFAS-Beschichtungen aktuell noch bei speziellen Arbeitskleidungen, zum Beispiel für Feuerwehrleute.

Es gibt Aktiengesellschaften, welche PFAS produzieren und verwenden

Durch die weitreichenden Beschränkungen bei der Herstellung und Verwendung von PFAS ergeben sich negative operative Auswirkungen für die betroffenen Unternehmen, von denen einige große börsennotierte Aktiengesellschaften sind. Hinzu kommt ein schwer zu bezifferndes Klagerisiko. In unserer depotbasierten Vermögensverwaltung „Family Office-Strategie“ sind wir in keines der uns bekannten Unternehmen, welche PFAS produzieren und verwenden, direkt investiert – und werden dies auch in Zukunft nicht tun. Die „Kehrseite“ der Medaille ist derzeit, dass diese Unternehmen sich überwiegend in der (zyklischen) Chemie-Branche tummeln und wir somit von den aktuellen Kurssteigerungen dieser Unternehmen nicht profitieren. Doch wie in unserem Blog zur Offenlegungsverordnung vom 11.03.2021 bereits kommuniziert: Nachhaltigkeit ist schon lange ein wichtiges Thema in unserer Bank!

Quellen: Umweltbundesamt unter www.umweltbundesamt.de › uba_sp_pfas_web_0 und Union Investment