Kapitalanlagestrategie für Stiftungen – Lösungsansätze

Wir zitieren nachfolgend bzw. beziehen uns nachfolgend auf die Bachelorthesis unseres BA-Studenten Herrn Jonah Faulhaber, wofür wir ihm recht herzlich danken.

Für Stiftungen, die aufgrund der Niedrigzinsphase von sinkenden Erträgen betroffen sind, gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Zweckerfüllung weiterhin zu gewährleisten. Drei dieser Möglichkeiten werden nachfolgend näher erläutert. Diese Lösungswege lauten

  • Umwandlung der Stiftungsform in eine Verbrauchsstiftung
  • Finanzierung der Förderaktivitäten durch Spendengelder (Fundraising)
  • Änderung der Vermögensanlage

Umwandlung der Stiftungsform

Bei einer Umwandlung der Stiftung in eine Verbrauchstiftung entfällt der langfristige Erhalt des Stiftungsvermögens. Die Förderung erfolgt dann nicht mehr ausschließlich durch die mit dem Stiftungsvermögen erzielten Erträge, sondern durch den schrittweisen Verbrauch des Stiftungsvermögens im Sinne des Stiftungszwecks. Viele Stiftungen ziehen diese Möglichkeit aufgrund der Niedrigzinsphase in Betracht, obwohl dies dazu führt, dass die Stiftung nicht mehr dauerhaft bestehen kann und der Stiftungszweck nach Verbrauch des gesamten Vermögens nicht mehr weiterverfolgt wird. Langfristig könnte dies zu einem erhöhten Stiftungssterben führen und die Arbeit von gemeinnützigen Organisationen beschränken.

Fundraising

Durch die gezielte Anwendung von Fundraising und einer Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit können weitere Ertragsquellen neben den durch das Stiftungsvermögen erzielten Erträgen erschlossen werden. Dabei werden ausbleibende Kapitalerträge durch die Erzielung von Spenden ersetzt. Eine Vielzahl von Stiftungen erhöht in den letzten Jahren ihre öffentliche Präsenz und nutzt zunehmend digitale Medien, um finanzielle Mittel für die Zweckverwirklichung zu erhalten. Neben den erzielten finanziellen Mitteln kommt eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit den Projekten zu gute. Dies kann auf Probleme aufmerksam machen und bis zu einem Umdenken in der Gesellschaft führen.

Änderung der Vermögensanlage

Die dritte Alternative liegt in der Anpassung der Vermögensanlage des Stiftungsvermögens, um auch in der aktuellen Marktsituation höhere Erträge zu generieren. Denn Stiftungen, die schon vor einiger Zeit ihre Vermögensanlage überarbeitet haben, erzielten auch in den letzten Jahren hohe Erträge trotz Niedrigzinsphase.

Stiftungen sollten dabei ihre Angst vor Risiken ablegen und bewusst Risikoprämien erwirtschaften. Die Umstellung der Vermögensstruktur bzw. die sogenannte „Asset-Allokation“ kann konkret durch die Aufnahme von Aktien bzw. die Erhöhung der Aktienquoten im Stiftungsvermögen erfolgen. Auch der festverzinsliche Bereich bietet zahlreiche Alternativen zu den wenig rentablen Staatsanleihen. So können zum Beispiel mit Staatsanleihen aus Entwicklungsländern (sogenannte Emerging Market Bonds), Unternehmensanleihen und High Yield Bonds (d.h. Anleihen von Unternehmen mit schlechterer Bilanzqualität) höhere Renditen erzielt werden. Dabei bietet es sich insbesondere an, verschiedene Länder und Regionen mit einzubeziehen, um von regional höheren Zinsniveaus zu profitieren. Eine weitere Möglichkeit, die laufenden Ausschüttungen generiert, stellen Immobilienfonds dar, welche das Portfolio stabilisieren können und eine breitere Streuung des Portfolios ermöglichen.

Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung. Zeitraum: 2014 bis 2018, Inklusive/Exklusive Erträge

Die obige Grafik verdeutlicht, dass mit den zuvor genannten Anlageklassen höhere Erträge gegenüber Staatsanleihen und Liquidität möglich sind.

Die „Absicherung“ sowohl für das Vermögens als auch für die Stiftungsorgane: Ein gutes und professionelles Risikomanagement!

Aufgrund des Vermögenserhaltungsgebots dürfen Stiftungen jedoch nicht zu hohe Risiken eingehen. Daher ist es wichtig, dass Risiken bewusst eingegangen, ausreichend kalkuliert und gesteuert werden. Ein professionelles Risikomanagement ist somit unerlässlich, um Verluste zu vermeiden und Erträge zu erzielen. Nur so können die aufsichtsrechtlichen Anforderungen erfüllt und gleichzeitig der Stiftungszweck verfolgt werden. Da für die aktive Steuerung des Stiftungsvermögens spezielles Know-how benötigt wird und gleichzeitig das Stiftungsvermögen laufend betreut und überwacht werden muss, bietet es sich an, bei der Vermögensanlage einen externen Dienstleister hinzuzuziehen. Gerade für kleine und mittlere Stiftungen, welche aus Kostengründen oft keine hauptamtlichen Mitarbeiter mit der Vermögensanlage betrauen können, führt dies zu einer Professionalisierung der Vermögensanlage.

Vermögensverwaltung oder Stiftungsfonds?

Kleine Stiftungen können durch den Kauf eines Publikumsfonds für Stiftungen (Stiftungsfonds) Größenvorteile nutzen und ihre Vermögensanlagen hierdurch optimieren. Für mittlere und große Stiftungen besteht die Möglichkeit, die Vermögensanlage an einen Vermögensverwalter zu übertragen und damit den kompletten Anlage- und Überwachungsprozess zu delegieren.

Ein professionell aufgestelltes und breit diversifiziertes Portfolio ist für Stiftungen die Grundvoraussetzung, um auf zukünftige Entwicklungen an den Kapitalmärkten zu reagieren. Durch die Streuung über verschiedene Anlageklassen und einem aktiven Risikomanagement können Schwankungen reduziert und Verluste vermieden werden. Mit einer überarbeiteten Anlagestrategie können ein langfristiger realer Werterhalt des Stiftungsvermögens erreicht und gleichzeitig Erträge zur Förderung erwirtschaftet werden. Damit Stiftungen auch in Zukunft einen Beitrag zum Gemeinwohl der Bevölkerung leisten können.