Wir zitieren nachfolgend bzw. beziehen uns nachfolgend auf die Bachelorthesis unseres BA-Studenten, Herrn Jonah Faulhaber, wofür wir ihm recht herzlich danken.
Zunächst: Was ist eine Stiftung?
Stiftungen wirken in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens und treten in den letzten Jahren immer häufiger medienwirksam in Erscheinung. Doch was genau ist eine Stiftung? Stiftungen ermöglichen dem Stifter die einmalige Gelegenheit ein generationenübergreifendes Vermächtnis zu gestalten. Das Vermögen, welches in die Stiftung eingebracht wird, wird dabei dauerhaft einem bestimmten Zweck gewidmet. Im Zentrum einer Stiftung steht der Wille des Stifters. Nach diesem sich alle Stiftungsgremien richten müssen und somit die Erfüllung auch über dessen Tod hinaus gewährleistet ist.
Die Zweckerfüllung erreicht eine Stiftung durch den zielgerichteten Einsatz von finanziellen Mitteln. Bei der Förderung sollte jedoch üblicherweise nicht das Stiftungsvermögen angetastet werden, sondern lediglich die mit dem Vermögen erzielten Erträge. Wie das Vermögen angelegt werden darf, wird von gesetzlichen und stiftungsinternen Regelungen beschränkt. Am wichtigsten sind der uneingeschränkte Vermögenserhalt des Stiftungsvermögens und die Erzielung von ausreichenden Erträgen um den Stiftungszweck erfüllen zu können.
Früher reichten die Erträge aus festverzinslichen Wertpapieren
In der Vergangenheit legten Stiftungen ihr Vermögen meist ausschließlich in festverzinsliche Wertpapiere an, um der geforderten Sicherheit gerecht zu werden. Dies war in Zeiten „normaler Zinssätze“ kein Problem, da auch konservative Anlagen genügend Erträge abwarfen, um den realen Kapitalerhalt und die Zweckerfüllung zu gewährleisten. Aufgrund der aktuellen Niedrigzinsphase, welche nun bereits seit fast 10 Jahren andauert, verschlechtert sich jedoch zunehmend die Ertragssituation von Anlagestrategien, welche auf Liquidität sowie festverzinslichen Wertpapieren beruht.
Aber derzeit: Realer Vermögensverzehr!
Die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen reichen in den letzten Jahren nicht mehr aus, um die Inflation auszugleichen. Anleger, die ausschließlich oder nahezu ausschließlich in festverzinsliche Wertpapiere investieren, müssen somit einen jährlichen realen Vermögensverzehr hinnehmen. Dieser Vermögensverzehr wiederspricht jedoch dem dauerhaften Gedanken und dem Kapitalerhaltungsgebot von Stiftungen! Aufgrund der derzeit schwächelnden Konjunktur gehen viele Experten davon aus, dass eine baldige Normalisierung des Zinsniveaus höchst unwahrscheinlich ist. Im Gegenteil – die Notenbanken ziehen bereits weitere Zinssenkungen und geldpolitische Maßnahmen in Betracht, um den konjunkturellen Entwicklungen entgegen zu steuern.
Die obige Grafik zeigt, dass die Renditen von 10jährigen deutschen Bundesanleihen seit 2017 weit unter der aktuellen Inflationsrate liegen und somit Anleger, welche im sicheren festverzinslichen Bereich investieren, jährlich ca. 2% an Kaufkraft verlieren. Es besteht somit ein akuter Handlungsbedarf, um die Ertragssituation zu verbessern und ein Vermögensverzehr zu verhindern.
Kleine und mittlere Stiftungen leiden hier oft am stärksten
Am stärksten sind kleine und mittlere Stiftungen, welche den Großteil der Stiftungen in Deutschland ausmachen, von den Auswirkungen betroffen. Große Stiftungen hingegen sind in ihrer Vermögensanlage bereits häufig professionell aufgestellt und erzielen mit einem breit diversifizierten Portfolio trotz Niedrigzinsphase ausreichende Erträge. Denn obwohl es in der Praxis häufig nicht umgesetzt wird, und es keine eindeutigen Stellungsnahmen der Stiftungsaufsicht gibt, erlauben, je nach Region, die für die Aufsicht zuständigen Regierungspräsidien, dass bis zu 30%-40% des Stiftungsvermögens in Aktien investiert werden dürfen. Denn Stiftungen verfügen durch ihre Dauerhaftigkeit den denkbar längsten Anlagehorizont und können somit kurzfristige Schwankungen an den Kapitalmärkten langfristig überbrücken.
Für den Stiftungssektor ist es von größter Bedeutung den Rückgang der Erträge nicht einfach hinzunehmen, sondern neue Lösungswege zu bestreiten um den langfristigen Vermögenserhalt zu gewährleisten und mit ausreichenden finanziellen Mitteln gemeinnützige Projekte zu fördern. Denn nur mit einem gut aufgestellten Stiftungssektor kann ein nachhaltiger Mehrwert für die Gesellschaft erbracht werden.