Artikel aus Quartalsbrief Quartal III 2017
Es ist eine Premiere, die weltweit Beachtung fand: Als erstes Land in der Euro-Zone hat Österreich eine Staatsanleihe öffentlich plaziert, die eine Laufzeit von 100 Jahren aufweist – länger, als die Republik bisher existiert!
Unter der WKN A19PCG wird diese bis zum 20.09.2117 laufende Anleihe geführt. Das Rating Österreichs bei Standard & Poors lautet derzeit AA mit stabilem Ausblick. Die Ratingagenturen Moodys und Fitch kommen zu einer vergleichbaren Einschätzung. Der Zinskupon beträgt 2,10% und die Mindeststückelung lautet 1.000 EUR. Der Kaufkurs zum 29.09.2017 betrug ca. 102,55%, was einer Rendite auf Endfälligkeit in Höhe von ca. 2,04% entsprach.
Die Nachfrage nach der sogenannten Jahrhundertanleihe war enorm, es konnte ein Volumen von 3,5 Milliarden Euro platziert werden; obwohl die Investoren die Rückzahlung im Jahr 2117 allesamt nicht mehr erleben dürften und natürlich kein Anleger absehen kann, wie es in 100 Jahren um die aktuell sehr gute Zahlungsfähigkeit Österreichs bestellt sein wird. Doch im Umfeld der extrem niedrigen Zinsen suchen Investoren längere Laufzeiten und damit zumindest etwas höhere Renditen.
Irland und Belgien hatten bereits 100-jährige Anleihe aufgelegt, diese aber über Privatplatzierungen und in geringem Volumen von 50 bis 100 Millionen Euro emittiert. Weltweit haben bisher sonst nur Mexiko und Argentinien solche „Methusalem-Anleihen“ auf dem Kapitalmarkt begeben.
Aber auch diese Anlagen können riskant sein. Nicht nur deshalb, weil die fernere Zukunft so ungewiss ist. Denn je länger die Restlaufzeit einer Anleihe, desto sensibler reagiert sie auf Änderungen im allgemeinen Zinsniveau. Sofern die Zinsstrukturkurve (d.h. Renditen aller ausstehenden Staatsanleihen Österreichs) quasi über Nacht um 1% ansteigt, hätte dies in dieser Anleihe einen Kursverlust von rund 40% zur Folge.
Sie sehen: Auch Staatsanleihen können enorme Risiken in sich bergen.