Wir sind der Meinung, dass sich Aktien in Anbetracht eines Krieges und einer erwarteten Rezession „normal“ verhalten. Was nicht in das (Kapitalmarkt-)Bild passt, sind die Anleihen bzw. die Zinsentwicklung. Denn gemäß der bisherigen Historie müssten die Notenbanken langsam damit beginnen, die Zinsen zu senken. Die daraus resultierenden Kursgewinne bei Anleihen würden Verluste auf der Aktienseite zum Teil kompensieren. Doch dies ist derzeit nicht der Fall, da in Anbetracht der Auswirkungen von Corona (Lieferengpässe) und des Krieges in der Ukraine (Energiepreisexplosion) die Inflation massiv gestiegen ist und die Notenbanken diese mit restriktiver Geldpolitik bekämpfen. Die Auswirkungen dieses ungewöhnlichen „Cocktails“ haben wir Ihnen am 20.05.22 in unserem Blog „Schwierigkeiten für Multi-Asset-Portfolien“ beschrieben. Heute möchten wir Ihre Aufmerksamkeit auf die andere Seite lenken, nämlich auf die Chancen, welche die derzeitige Situation mit sich bringt.
Wie können aktuelle Kursverluste nahezu risikofrei ausgeglichen werden?
Gehen wir von oben genannten „Multi-Asset-Portfolien“ aus, deren Verluste sich (bei fast allen Assetmanagern und Vermögensverwaltern) im Moment zwischen 10% und 15% bewegen. Viele Investoren sind damit natürlich nicht zufrieden und wünschen sich eine schnelle Erholung. Der Aktienmarkt befindet sich unseres Erachtens zwar in der „Bodenbildungsphase“ – kann jedoch in dieser Phase durchaus nochmals neue Tiefststände ausbilden. Es sind daher weiterhin gute Nerven und Geduld gefragt. Doch für alle Investoren, welche diese Geduld nicht aufbringen können bieten die inzwischen kräftig gestiegenen Zinsen neue Investitionsmöglichkeiten. Nehmen Sie folgendes Beispiel: Dem Konzern Apple Inc. wird von den Ratingagenturen Moody´s und Standard&Poor´s eine bessere Bonität als den meisten Staaten dieser Welt bescheinigt. Dies zeigt sich durch die aktuellen Ratings, welche „Aaa“ und „AA+“ lauten, welche im Prinzip die bestmögliche Ratingeinstufung darstellen, die es gibt. Der Konzern Apple Inc. hat eine Anleihe in Euro emittiert, welche am 24.05.2029 fällig wird. Der Kurs dieser Anleihe betrug am 31.12.2021 107,51%. Heute, am 06.10.2022, notiert diese Anleihe bei Kurs 90,69%, ein Verlust von über 17% in diesem Jahr. Sehen Sie selbst:
Diese Anleihe wird am Fälligkeitstag mit 100% zurückbezahlt – sofern der Konzern Apple Inc. dann noch über die Finanzkraft verfügt, dies zu tun. Sollte sich die Einschätzung der Ratingagenturen bewahrheiten, wird dies der Fall sein. Das bedeutet, die heute zu rund 90% erworbene Apple-Anleihe wird voraussichtlich im Frühsommer 2029 zu 100% zurückbezahlt und bietet Investoren somit 10% „sicheren“ Kursgewinn. Für alle nervösen Investoren also ein klarer „Exitplan“.
Folgendes gilt es zu beachten
Natürlich werden sich die Zinsen weiterhin verändern – und mit ihnen auch der Kurs der Apple-Anleihe. Daher sind auch tiefere Kurse (=Kursverluste) bei der Anleihe nicht auszuschließen. Um ein Gefühl hierfür zu entwickeln haben wir einen langfristigen Chart der Rendite von 30jährigen US-Staatsanleihen für Sie mitgebracht:
Und der geplante Kursgewinn im Jahr 2029 hängt davon ab, ob Apple Inc. die Anleihe auch wirklich zurückbezahlen wird. Eine Anleihe ist also nichts anderes als ein Darlehen – nur eben mit Kompletttilgung am Laufzeitende. Doch eine andere Frage sollte man sich ebenfalls stellen: Wird die Aktie der Apple Inc. die aktuellen Kursverluste schneller aufholen können? Die Aktie schloß am 31.12.2021 mit 179 USD und notiert derzeit bei rund 146 USD – rund 26% Kursverlust in der Heimatwährung. Allerdings sollte beachtet werden, dass die Aktie bereits zweimal in diesem Jahr (April und August) ganz nahe am Vorjahresschlusskurs notierte:
Es scheint also möglich zu sein, dass die Egalisierung eines hohen Kursverlustes durch die Aktie schneller möglich ist, als durch die Anleihe. Durch die Anleihe hingegen ist die Egalisierung planbarer…
Dieser Blog ist weder als Kaufempfehlung für „diese“ Anleihe oder andere Anleihen zu verstehen. Er ist auch nicht als Kaufempfehlung für die Apple-Aktie oder generell für Aktien zu verstehen. Nein, dieser Blogbeitrag ist ein Plädoyer für den Kapitalmarkt! Auch wenn die aktuelle Situation schwierig ist und gehörig an den Nerven zerrt, so raten wir Ihnen dennoch, gemäß Ihrem Anlagehorizont sowie Ihrer finanziellen und emotionalen „Risikotragfähigkeit“ investiert zu bleiben. Denn sofern Ihnen die Gefahr von weiteren hohen Verlusten am Aktienmarkt zu hoch erscheint, bieten Ihnen die Anleihemärkte nun wieder attraktive Alternativen.
Quellen: Bloomberg, m+c Asset Allokation, stock3.com, Fidelity
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