Wirbelt DeepSeek die KI Welt durcheinander?

Im Januar 2025 stellte das chinesische KI-Unternehmen DeepSeek sein R1-Modell vor, das weniger Ressourcen verbrauchen soll als führende amerikanische KI-Modelle wie beispielsweise ChatGPT von OpenAI. Bisherige Annahmen der Investoren über die Zukunft der KI wurden damit in Frage stellt. Der US-Chipproduzent NVIDIA verlor aufgrund eines dramatischen Kurseinbruchs rund 600 Mrd. USD Marktkapitalisierung an nur einem einzigen Tag! Auch wenn der bisherige Kursverlauf von NVIDIA in den vergangenen 5 Jahren sehr beeindruckend ist, stellen sich langsam immer mehr Investoren die Frage, ob das Extremwachstum, welches der Aktienkurs einpreiste, angesichts der Konkurrenz wirklich realistisch ist. Und so fiel der Aktienkurs von rund 150 EUR in der Spitze auf derzeit 119 EUR (-21%) und notiert nur knapp über dem Durchschnitt der vorangegangenen 200 Handelstage:

Quelle: GIS/vwd, Aktienkurs in EUR

DeepSeek hatte aufgrund der US-Exportkontrollen keinen Zugang zu den Spitzenchips von NVIDIA und war daher gezwungen, mit begrenzten Ressourcen Innovationen zu entwickeln. Das R1-Modell des Unternehmens verwendet weniger fortschrittliche Chips als diejenigen, die hinter OpenAIs „ChatGPT“ und Googles „DeepMind“ stehen.

Worin unterscheidet sich DeepSeek noch?

DeepSeek könnte die Datenverarbeitungskosten senken und so die KI-Integration für Unternehmen jeder Größe erleichtern. Als Open Source-Anwendung ist darüberhinaus sein Innenleben öffentlich zugänglich und kann von jedermann genutzt oder angepasst werden. Diese Zugänglichkeit bedeutet, dass jeder, der einen Computer und eine Internetverbindung hat, das R1-Modell nutzen kann.

Die Chips von NVIDIA sind also gegebenenfalls kein Muss für die Zukunft der KI mehr. Und daher könnten sich immer mehr Unternehmen die Frage stellen, ob sie wirklich mehr als 30.000 Dollar für einen einzigen Spitzen-Grafikprozessor von NVIDIA ausgeben müssen, oder ob sie ihre KI-Ambitionen auch mit einem kostengünstigeren Ansatz erreichen können. Der Aktienmarkt hat sich kurzfristig entschieden und so steigen chinesische Technologiewerte während die großen US-Tech-Giganten (in der Grafik dargestellt durch den NASDAQ-100 Index) eher mit Kursrückgängen zu kämpfen haben:

 

Wie steht das Portfoliomanagement der Volksbank Kraichgau zu dieser aktuellen Entwicklung?

Da Künstliche Intelligenz durch die jüngsten Entwicklungen für immer mehr Menschen nutzbar wird, verlieren einzelne Modelle ihre Alleinstellungsmerkmale. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen auch große Unternehmen eigene Sprachmodelle entwickeln. So investieren beispielsweise bekannte Cloud-Anbieter wie Oracle und Amazon in Sprachmodelle wie Anthropic und Mistral AI, um sich abzusichern: Sie verhindern so, dass ein Konkurrenzmodell zum Standard wird. Und die finanzielle Basis ist bei den großen Unternehmen i.d.R. gegeben. Daher ist es unseres Erachtens derzeit zu früh, um langfristige Gewinner und Verlierer zu bestimmen.  Es gibt weiterhin offene Fragen zur Arbeitsweise von DeepSeek, etwa zu seinem Team, seinen Rechenkapazitäten und seinem generellen Umgang mit Daten. Die Produkteinführung fällt mit der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten zusammen, was auf eine strategische Planung China´s hindeuten könnte. Zudem entspricht das Modell den Zensurvorgaben Chinas, was Sorgen über eine mögliche Beeinflussung von Nutzern weckt. Daher gilt weiterhin, einzelnen Themen und Trends nicht blind und nicht zu einseitig zu folgen, ein Portfolio gezielt zu diversifizieren und sich mit den einzelnen Unternehmen und ihrer (Fort-)Entwicklung gezielt zu beschäftigen.

 

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