
Blicken wir auf ein Thema, welches Anfang 2022 richtig Fahrt aufnahm, jedoch medial ein Schattendasein fristet: Atom-Strom bzw. die Grundlage, was dafür notwendig ist: Uran. Um den Jahreswechsel 2021 / 2022 verfasste die EU-Kommission ein Papier, welches in Frankreich sehnlichst erwartet wurde. Die Behörde legte in dem Entwurf fest, dass Atomkraft zukünftig als „Grün“ gelten soll – und somit als klimafreundliche Anlagemöglichkeit gilt. Für Investoren auf dem Energiemarkt kam dies quasi einer Empfehlung aus Brüssel gleich, Geld in Kernkraftwerke zu investieren. Dies war auf massiven Druck aus Frankreich zurückzuführen, da Frankreich so stark auf die Kernkraft setzte wie kein anderes europäisches Land, um 70 Prozent des Stroms bezog das Land zu diesem Zeitpunkt aus der Nuklearenergie.
Wichtige Fakten
In der Folge entstand am Finanzmarkt mal wieder ein „Trendthema“ bzw. entwickelte die Finanzbranche eine entsprechende Story. Es wurden aktive Investmentfonds und passive Indexfonds lanciert, welche sich dem Thema widmeten und in Foren und Blog´s entstand ein Hype um die (wenigen) Uran-Aktien. Wir haben hier die Wertentwicklung von drei „Uran-Aktien“ im Zeitraum Januar 2022 bis Ende Mai 2025 dargestellt (inkl. etwaiger Dividenden) und als Vergleich mit blauer Linie die Entwicklung des deutschen Leitindex DAX sowie in hellblau des deutschen Energiekonzerns „E.ON“ beigefügt:

Quelle: DZ Bank AG / Infront
Bitte beachten Sie, dass alle fünf Wertentwicklungen in EUR dargestellt sind. Und um es vorweg zu nehmen: Nein, wir empfehlen keinen der Titel zum Kauf oder Verkauf, die Grafik dient der Veranschaulichung, dass auch mit diesem Thema nicht „sicher“ Geld verdient werden kann. Denn als Fazit lässt sich festhalten:
1.) Geld konnte man mit allen drei Titeln verdienen (immerhin – im Gegenzug zu anderen Themen wie z.B. Wasserstoff)
2.) die drei Titel weisen jedoch deutlich mehr Volatilität / Schwankung als der „breite“ Index auf (was man als Investor erstmal aushalten muss)
3.) die Wertentwicklung der drei Titel divergiert enorm (schade, wenn man sich für den falschen Titel entschieden hat)
4.) nur ein Titel konnte die „langweilige“ Energieaktie im gewählten Zeitraum schlagen (wie so häufig in vermeintlichen „Trend-Investments“)
Gerade Fazit Nummer 3.) ist im Übrigen interessant, denn einige der passiven Indexfonds für das Thema „Uran“ haben diejenige Aktie mit der zweitschwächsten Wertentwicklung am höchsten gewichtet – und weisen daher eine eher enttäuschende Wertentwicklung auf.
Entscheidend sind immer die Fakten
The Pioneer hat vor wenigen Wochen die nachfolgenden Fakten zum Thema Uran zusammen getragen:
- Verbrauch 2025: ca. 195 Millionen Pfund Uran und die National Bank of Canada Financial Markets schätzt, dass die Nachfrage auf 222 Millionen Pfund im Jahr 2030 steigen wird.
- Produktion 2025: „nur“ 155–160 Millionen Pfund.
- die Internationale Energie Agentur berichtet, dass sich weltweit 63 Reaktoren im Bau befinden und 90 weitere geplant sind.
- Die Rechenzentren für „Künstliche Intelligenz“ haben einen enormen Energiehunger, weshalb sich Microsoft den Strom des Atomkraftwerks „Three Mile Island“ gesichert hat
Eigentlich eine klare Sache, was mit dem Uran-Preis angesichts Angebot und Nachfrage passieren sollte, aber: Uran ist paradoxerweise billiger geworden! Der Spotpreis liegt bei rund 65 US-Dollar pro Pfund, das sind rund 28 Prozent weniger als im Vergleich zum Vorjahr. Ein Erklärungsansatz ist, dass Russland, mit immerhin 40 Prozent Weltmarktanteil bei angereichertem Uran, sich unter US-Sanktionen befindet. Energieversorger halten sich angabegemäß schon länger mit Käufen zurück – aus Angst vor weiteren Sanktionen oder einem Friedensabkommen.
Alles nur aufgeschoben?
Die weltweiten Lagerbestände sind massiv geschrumpft, was irgendwann in der Zukunft vielleicht dafür sorgen könnte, dass viele Versorger gleichzeitig kaufen müssen – ein Preisschock wäre möglich. Diese These hält sich weiterhin hartnäckig in vielen Foren. Andererseits könnte bei einem Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine wieder viel Uran, welches seit Jahren dem westlichen Markt vorenthalten war, wieder auf den Markt kommen und den Preisschock absorbieren. Eine sehr schwer abzuschätzende Entwicklung. Wir würden daher weniger auf Empfehlungen aus mitunter dubiosen Foren hören sondern uns mit dem Thema Energiemix als übergeordnetes Thema und dann mit den Profiteuren auf Unternehmensebene auseinandersetzen. Denn es geht an der Börse unseres Erachtens bzw. in unserer Gedankenwelt „um´s investieren“ und nicht „um´s zocken“.
Quellen: The Pioneer, Bloomberg, Focus