Im Blog-Beitrag vom 28.08.2019 haben wir über das damals vermehrt aufgetretene Phänomen milliardenschwerer Start-Ups (sogenannte Einhorn-Aktien) befasst. Das damalige Niedrigzinsumfeld machte diese Entwicklung erst möglich. Der Zins fiel als Investitionsalternative schlicht und ergreifend weg. Das Geld der Investoren saß somit locker und die Unternehmen konnten sich mit Finanzierungsformen wie Venture Capital, etc. problemlos über Wasser halten – wichtig war nur eine passende Story. Die fälligen Bewertungskorrekturen bei Venture-Capital und Start-Up-Investments kamen spätestens mit dem Eintreffen der ersten russischen Panzer in die Ukraine in Gang. Damals war allerdings noch unklar, wie tief der Fall sein würde.
Insolvenzzahlen steigen – WeWork, das einst wertvollste Start-Up der USA ist pleite!
WeWork ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Bewertungen der Einhorn-Aktien hinterfragt werden sollten. Der Bürovermieter wurde als Tech-Firma gehypt und war das wertvollste Start-Up in den USA. Statt 47 Milliarden ist das Unternehmen nun noch 44 Millionen Dollar wert und der der Insolvenzantrag ist gestellt. Der Verlauf des Aktienkurses ist ein wahres Bild des Grauens, der Kurs einer Aktie fiel von 600 USD in der Spitze auf aktuell unter 30 Cents:
Das maßlos überbewertete Unternehmen konnte in früheren Jahren zwar noch ein stetiges Umsatzwachstum vorweisen, steckte zuletzt aber immer wieder in Schwierigkeiten. Problematisch waren von Anfang an die sehr hohen (Fix-)Kosten, sodass die Verluste deutlich ausgeweitet wurden. Wir wiesen in unserem Blog-Beitrag vom 28.08.2019 daraufhin. Doch das Unternehmen ist kein Einzelfall. Mehr als 230 Start-Up-Insolvenzen zählt die Datenbank Startupdetector bereits im Jahr 2023 nach nur drei Quartalen. Das übertrifft sogar den Wert der Jahre 2022 und 2021. Es hat sich gezeigt, dass die Start-Up-Krise nicht nur Marktneulinge trifft, sondern auch etabliertere Spieler.
Investitionsumfeld weiterhin schwierig
Start-Ups sind auf finanziellen Rückenwind von Investoren angewiesen, da sie normalerweise am Anfang der Geschäftstätigkeit keine Gewinne schreiben. In der Corona-Pandemie entstand ein regelrechter Boom. Start-Ups hatten vor allem davon profitiert, dass die Digitalisierung einen Schub bekam. Denken Sie an die Beispiele mobiles Arbeiten oder Essenslieferungen. Doch der Wind hat sich gedreht, wofür mehrere Gründe angeführt werden können. Beispielsweise die großen geopolitischen Unsicherheiten, der weiterhin hohe Inflationsdruck (Fachkräftemangel -> hohe Arbeitskosten), das hohe Zinsniveau und die schwache Konjunkturentwicklung. Jungunternehmen müssen daher schneller den Weg zur nachhaltigen Profitabilität aufzeigen, dies ist der klare Fokus, den Investoren sehen wollen. Einzig die Themen künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit können im Moment der Krise noch trotzen.
Quellen: DVZ – Start-ups zwischen Kapitalflaute und Insolvenzwelle 11/2023, Börsenzeitung – Start-ups im Krisenmodus 11/2023, dpa – Finanzierung deutscher Start-ups geht erneut deutlich zurück 07/2023