Rückblick 2020 – das Jahr der Pandemie

Marktrückblick

Nachdem sich die weltweiten Börsen 2019 sehr eindrucksvoll vom schwachen zweiten Halbjahr 2018 erholten, begann das Jahr 2020 voller Zuversicht. Der Monat Januar bestätigte die positiven Erwartungen und mancherorts war sogar wieder ein wenig „Goldgräberstimmung“ am Aktienmarkt auszumachen. Doch das Coronavirus setzte mit den ersten Meldungen über Infektionen in Italien der Börsenparty ein jähes Ende und quasi mit „Fasching“ ab Mitte Februar begann an den weltweiten Kapitalmärkten ein noch nie dagewesener Ausverkauf. In der Spitze verlor der deutsche Aktien-Leitindex DAX30 nahezu 40% innerhalb von nur vier Wochen. In Anbetracht der gigantischen Rettungsprogramme, welche sowohl durch die Geldpolitik der Notenbanken als auch durch die Fiskalpolitik der Regierungen umgesetzt wurden, fand insbesondere ab Ende März eine der stärksten Erholungen der letzten Jahrzehnte an den Kapitalmärkten statt. Diese Erholung setzte sich auch in den darauffolgenden Monaten fort. An dieser Stelle der Blick auf den Verlauf unseres Aktien-Leitindex DAX30 im Jahr 2020:

Quelle: guidants

Die schwache Verfassung der Konjunktur und der teilweise ungebremste Anstieg der Neuinfektionszahlen in vielen Ländern (beispielhaft USA, Brasilien, Mexiko) wurde dabei von den Marktteilnehmern ausgeblendet. So fiel in Europa das Wirtschaftswachstum, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) des zweiten Quartals um -11,8% im Vergleich zum Vorquartal (welches ebenfalls bereits um über 3% gefallen war). Und allen Bemühungen (z.B. Kurzarbeitergeld) zum Trotz stieg in Europa die Arbeitslosenquote rasch auf deutlich über 8% – ein Wert welcher letztmals Anfang 2017 ausgewiesen wurde.

Wirecard – ein Reputationsschaden für den Finanzplatz Deutschland

Die Sommermonate wurden vom Skandal um Wirecard beherrscht. Am 19.06.2020 war klar, dass der Finanzplatz Deutschland einen handfesten Reputationsskandal hatte, denn mit Wirecard konnte ein betrügerisch agierendes Unternehmen mit katastrophaler Bilanzqualität und mangelnder Governance bis in den Leitindex DAX30 durchmarschieren. Am Ende stand ein Kurssturz von rund 104 EUR (Schlusskurs 17.06.2020) auf 0,31 EUR (Schlusskurs 30.12.2020) zu Buche. Der Kursaufschwung an den Märkten setzte sich im Juli und August weiter fort. Insbesondere die US-Aktien verzeichneten Ende August wieder neue Allzeithöchststände. Erst im September kam es zu einer Korrektur. Diese betraf vor allem die Anlageklassen, die sich zuvor am stärksten erholt hatten. Dazu gehörten beispielsweise die US-Aktien, Gold und Rohöl sowie Hochzinsanleihen und Anleihen aus Schwellenländern. Trotzdem konnten noch alle Anlageklassen das dritte Quartal 2020 mit Kursgewinnen abschließen.

Der Dow Jones erstmals über 30.000 Punkte

Im vierten Quartal standen zwei große Themen auf der Agenda: Zunächst am 03. November die 59. Wahl zum US-Präsidenten und dann das Hoffen und Bangen rund um das benötigte Handelsabkommen zwischen Europa und Großbritannien. Der Demokrat Joe Biden steht als gewählter Präsident fest. Daran konnten auch die vom noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump eingereichten Klagen nichts ändern. In Erwartung einer Fokussierung der USA auf die Bereiche Erneuerbare Energie und Infrastruktur legten Unternehmen aus diesen Branchen enorm zu. Und der „Brexit“ trat dann doch geordnet in Kraft, denn wie nicht anders erwartet, konnten sich die Konfliktparteien quasi in letzter Minute auf ein Handelsabkommen einigen. Diese beiden Ereignisse wurden jedoch von einer ganz besonderen Meldung in den Schatten gestellt: Am 09.11.2020 gaben das deutsche Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer bekannt, ein hochwirksames COVID-19-Vakzin entwickelt zu haben. Daraufhin setzte eine beeindruckende Rally an den weltweiten Aktienbörsen ein, welche beispielsweise den deutschen Leitindex DAX30 an nur einem Tag um rund 600 Punkte bzw. 4,7% förmlich explodieren ließ. Der US-Standardwerteindex Dow Jones erreichte am 24.11.2020 erstmals in seiner Geschichte 30.000 Punkte. Doch dies war nicht das Ende der Fahnenstange. Beflügelt von der Aussicht auf eine baldige Rückkehr des gewohnten Alltagslebens erreichten einige Aktienmärkte trotz erneuter Lockdowns und dramatisch steigender Neuinfektionszahlen in Europa zum Jahresende neue historische Höchststände.

Nicht zu vergessen: Das „Comeback“ des EUR

Weitere nennenswerte Entwicklungen waren unserer Ansicht nach diejenige der Inflation, denn die Jahresrate der Inflation in Deutschland fiel im November auf -0,3% (HVPI-Methode). Zur Erinnerung: Das eigentliche Ziel liegt bei rund +2,0%. Da in 2021 der MwSt.-Satz wieder auf 19% angehoben wird, die Ölpreise kräftig gestiegen sind und die neue CO2-Besteuerung ab 01.01.2021 in Kraft tritt, hat diese Entwicklung vorerst zu keiner Deflations-Debatte unter deutschen Volkswirten geführt. Und wir fanden das „Comeback“ des EUR für beachtenswert, immerhin konnte die Gemeinschaftswährung einen 12 Jahre andauernden Abwärtstrend zum US-Dollar brechen und stieg bis Jahresende auf 1,23 USD, was vor allem US-Investments währungsseitig belastete. Zum Abschluss bleibt ein Blick auf das Zahlenwerk, also die Entwicklung ausgewählter Indizes im Jahr 2020:

Quelle: guidants, eigene Berechnung & Darstellung

Die Wertentwicklung unserer Anlagestrategien

Unsere Anlagestrategien der „Family Office-Strategie“ weisen für den Zeitraum 01.01.2020 bis 31.12.2020 folgende Wertentwicklung (Angaben vor Steuer und nach gesamten Kosten für dieses Kalenderjahr) auf:

  • FO-Strategie: Stabilität -0,26 %
  • FO-Strategie: Multi-Asset +7,27 %
  • FO-Strategie: Offensiv +9,11 %
  • FO-Strategie: Dynamik +15,56 %

Die Anlagestrategien unserer digitalen Fondsvermögensverwaltung „Kraichgau Weitblick“ weisen für den Zeitraum 07.10.2020 bis 31.12.2020 folgende Wertentwicklung (Angaben vor Steuer und nach Kosten) auf:

  • Kraichgau Weitblick: Defensiv +1,38%
  • Kraichgau Weitblick: Ausgewogen +1,71%
  • Kraichgau Weitblick: Offensiv +2,77%