Nach den starken Kursverlusten im vierten Quartal des Jahres 2018 begann der Januar an den ersten beiden Handelstagen ebenfalls mit Verlusten. Danach setzte eine breit angelegte Erholung der Aktienkurse ein, welche sich im gesamten ersten Halbjahr völlig unbeeindruckt von sämtlichen (politischen und ökonomischen) Nebengeräuschen zeigte.
War da was?
Und diese Nebengeräusche hatten es in sich. Der Internationale Währungsfonds (IWF) reduzierte seine Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum deutlich von 3,7% auf 3,3%. In Italien entbrannte ein „Verschuldungsstreit“ mit der EU, die USA kündigten das Atom-Abkommen mit dem Iran ohne dies mit den westlichen Verbündeten abzustimmen und in Großbritannien versuchte die Premierministerin Theresa May vergeblich, einen Konsens zwischen der EU-Kommission und dem britischen Unterhaus in Sachen „Brexit“ herzustellen.
Aktien- und Rentenmarkt waren sich uneins
Nicht nur die Aktienbörsen zeigten sich in den ersten sechs Monaten des Jahres völlig unbeeindruckt von sämtlichen Themenfeldern. Auch die Anleihemärkte, genauer gesagt die Renditen von hochqualitativen bonitätsstarken Staatsanleihen kannten nur eine Richtung: Nach unten. Dies überraschte dann doch, da in der Regel Aktien- und Anleihekurse nicht synchron ansteigen. Und die Bewegungen des Rentenmarktes verhießen nichts Gutes, sondern Rezession oder zumindest deutliche Wachstumsverlangsamung. So sank die Rendite der 10jährigen deutschen Staatsanleihe zwischenzeitlich unter -0,70%.
Doch dann traten weltweit die Notenbanken in Aktion und etablierten einen im Ausmaß durchaus überraschenden Richtungswechsel. In den USA vollzog die US-Notenbank zwei Zinssenkungen in kurzer Abfolge und in Europa initiierte der scheidende EZB-Präsident Mario Draghi zum Ende seiner Amtszeit die Wiederaufnahme der monatlichen Staatsanleihekäufe. Interessanterweise endete mit diesen Eingriffen die Phase sinkender Zinsen.
Gold erstrahlte in neuem Glanz
Kurz vor Ende des ersten Halbjahres beendete indes, heimlich, still und leise, das Gold seine rund 3-jährige Seitwärtsbewegung, brach aus dem Korridor 1.150 bis 1.350 USD dynamisch aus und konnte diese Kursgewinne auch in der zweiten Jahreshälfte behaupten. Zum Jahresende notierte Gold auf einem 5-Jahreshoch. Und da Gold oft auch als „Safe-Haven-Währung“ betitelt wird, sollte der starke Wertzuwachs der Kryptowährung Bitcoin, welche inzwischen oft als „Alternativwährung“ betrachtet wird, nicht unerwähnt bleiben. Der Kurs des Bitcoin konnte sich mehr als verdoppeln und beendete das Jahr bei 7.550 US-Dollar.
In den Sommermonaten herrschte plötzlich Angst
Zurück zu den liquiden Anlageklassen: Als in den Sommermonaten diverse konjunkturelle Indikatoren des verarbeitenden Gewerbes ihre Talfahrt fortsetzten und parallel dazu die Gespräche im Handelskonflikt USA vs. China abrupt und ergebnislos endeten, kam es an den Aktienbörsen im August zu ersten größeren Korrekturen. Doch sowohl nach diesen Rückschlägen als auch nach zwei erneut angsterfüllten Tagen Anfang Oktober (der deutsche Leitindex DAX30 verlor in Anbetracht enttäuschender Konjunkturdaten aus den USA über 4% an zwei Tagen), kamen jeweils die Käufer in Heerscharen zurück und sorgten im Anschluss im DAX30 für einen Indexgewinn von über 1.200 Punkten von Anfang Oktober bis Mitte November:
Es verfestigte sich die Marktmeinung, dass die Schwäche der Industrie bzw. des verarbeitenden Gewerbes den Tiefpunkt erreicht habe, und der Dienstleistungssektor weiterhin für positives Wirtschaftswachstum sorgt. Oder anders ausgedrückt: Die Angst vor einer Rezession nahm deutlich ab, wodurch sich eine klassische Jahresendrally etablieren konnte. Die US-Aktienindizes S&P500 sowie Nasdaq-Composite notierten zum Jahresende auf Rekordhöchstständen.
Die Flut hebt alle Boote
Die Flut hebt alle Boote: Selten zuvor stimmte dieser Satz mehr als 2019, denn dieses Jahr konnte am Ende über die meisten Assetklassen hinweg eine rekordverdächtige Rendite liefern. Sowohl Aktien, Anleihen als auch Gold und Bitcoin konnten zum Jahresende deutlich positive Vorzeichen aufweisen: