Krieg in Israel und im Gazastreifen

Am Samstagmorgen, 7. Oktober 2023, hat die radikalislamische Hamas Ziele in Israel angegriffen. Die Kämpfe dauern seit dem Wochenende an. Vom Zeitpunkt her kam die Attacke in eine Phase scharfer innenpolitischer Spannungen in Israel und der Annäherung Tel Avivs mit Saudi-Arabien. Dieser Konflikt hat zwar eine lange (Vor-)Geschichte, diese rechtfertigt den Krieg jedoch keineswegs. Denn am Ende bringt er immer Leid und Elend über die zivile Bevölkerung. Wir wenden uns nachfolgend den Auswirkungen auf den Kapitalmarkt zu, was jedoch nicht bedeutet, dass uns dieser Krieg (wie alle übrigen Kriege auch) nicht berührt.

Wie haben die Kapitalmärkte bislang reagiert?

Die Kapitalmärkte reagierten bislang moderat auf die Eskalation im Nahost-Konflikt. An den Rohstoffmärkten kam es zu einem initialen Anstieg des Ölpreises. Aktienseitig waren kaum Auswirkungen zu beobachten. Auch am Rentenmarkt sind keine massiven Bewegungen auszumachen, von „Flucht in Sicherheit“ ist nur bedingt zu sprechen (d.h. die Renditen sanken in den letzten Tagen, aber es besteht keine Panik am Anleihemarkt). Sehen Sie selbst nachfolgend die Charts zum Verlauf des Ölpreises und der Rendite für 10-jährige deutsche Bundesanleihen:

Quelle: stock3, WTI in USD vergangene 6 Monate

 

Quelle: stock3, Rendite 10-jährige Bundesanleihe letzte 12 Monate

Was ist kurzfristig zu erwarten?

Die entscheidende Frage für eine mögliche Ausbreitung des Konflikts ist die Rolle des Irans. Klar ist: Sowohl die Hamas als auch die libanesische Hisbollah-Miliz werden von dort mit Waffen, Finanzhilfe und Know-How unterstützt. Sollte sich darüber hinaus herausstellen, dass Teheran in die Planung der Offensive eingebunden war, könnte dies zu einer weiteren Verschärfung des Konflikts führen. Im Augenblick spricht viel dafür, dass die Auseinandersetzungen auf Israel und Hamas begrenzt bleiben sollte und Israel in den kommenden Tagen mit einer Bodenoffensive im Gazastreifen beginnt. Ein schneller Erfolg aus der Sicht Israels ist allerdings – gemäß Aussagen vieler führender Militärexperten – unwahrscheinlich, denn Häuserkämpfe sind schwer kalkulierbar.

Werden die Ölpreise weiter steigen?

Mit Blick auf die weltweite Ölversorgung ist nach aktuellem Stand mit keiner Veränderung des Angebots-Nachfrage-Mix zu rechnen. Am ehesten könnte noch eine Verschärfung des westlichen Sanktionsregimes gegen den Iran die Ölversorgung beschränken. Das Land exportiert rund 1,5 Mio. Barrel pro Tag und hat dabei seit 2020 seine Ausfuhren um rund 1 Mio. Barrel gesteigert. Hier könnte es also ggf. zu einer Verknappung kommen. Allerdings: Vermutlich würde eine solche Angebotsverringerung eine Kompensation durch andere Ölländer, allen voran Saudi-Arabien, nach sich ziehen. Ob bzw. wie die globale Ölversorgung durch die Eskalation beeinträchtigt werden könnte, ist also im Ergebnis derzeit sehr fraglich. Es besteht natürlich die Sorge, dass ein weiter steigender Ölpreis die Inflation in den westlichen Ländern wieder „befeuern“ könnte – und somit die Notenbanken die aktuelle Zinspause bald beenden müssen, um weitere Zinserhöhungen vorzunehmen. Doch noch ist dies lediglich ein pessimistisches Szenario, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit als gering anzusehen ist.

Fazit

So bitter es klingen mag: Solange keine klaren mittelfristigen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte greifbar sind, herrscht an der Börse „business as usual“. Der Ölpreis muss im Auge behalten werden, denn dieser hat über seinen Einfluss auf die Inflation durchaus das Potential, für stärkere Bewegungen am Aktien- und Zinsmarkt zu sorgen.