Ist der Krisen-Modus zurück?

Heftige Verluste an Wall Street und Nasdaq sowie ein Ausverkauf an der japanischen Börse haben am Montag den deutschen Aktienmarkt weiter unter Druck gesetzt. Der deutsche Leitindex sackte am Nachmittag um 3,50 Prozent auf 17.042,71 Punkte ab und ist damit zurück auf dem tiefsten Stand seit Februar. In seiner Talfahrt durchbrach der Dax auch die charttechnisch viel beachtete 200-Tage-Linie, die Hinweise auf den längerfristigen Trend des Börsenbarometers gibt. In den drei Handelstagen seit Anfang August hat der Index schon rund sieben Prozent eingebüßt. Die Nervosität der Anleger ist zurück, wie der Blick auf den Chart des DAX deutlich zeigt:

Quelle: GIS

Was ist los am (Aktien-)Markt?

Vor wenigen Tagen notierte der DAX „entspannt“ im Seitwärtsband um 18.500 Punkte und nun kämpft er mit 17.000 Punkten. Die Auslöser dafür sind vielfältig und sorgen für ordentlich Bewegung an den Börsen:

  • am Mittwoch erhöhte die japanische Notenbank überraschend die Zinsen, dies sorgte für Bewegungen am Zins- und Währungsmarkt und nun wohl zu Auflösungen von sog. „Carry-Trades“ (d.h. Verschuldungen in YEN und Investition in US-Aktien werden nun aufgelöst)
  • der US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag zeigt, dass die Arbeitslosenquote langsam steigt, weniger neue Stellen geschaffen werden und der Lohndruck etwas nachlässt, also insgesamt der US-Arbeitsmarkt sich abkühlt
  • dies sorgt in Kombination mit schwächeren konjunkturellen Frühindikatoren und dem erneuten „Verschieben“ der Zinswende der US-Notenbank nun für ernsthaftere Konjunktursorgen
  • in diese Phase fallen schwächere Berichte einiger Unternehmen zu ihren Geschäften im zurückliegenden Quartal
  • und das alles in einer Phase hoher Aktienmarktbewertung in den USA (getrieben durch die KI-Euphorie)
  • abschließend die nun erhöhte Angst vor einer Eskalation der Situation im nahen Osten durch die erwartete „Vergeltung“ des Irans und / oder der Hisbollah gegenüber Israel

Wie immer an der Börse jagt die eine Übertreibung (nach oben) die andere Übertreibung (nun nach unten). War vor wenigen Tagen grenzenloses Wachstum noch denkbar, so wird heute die Rezession eingepreist. Doch dies ist nichts Neues, dies ist: „Börse“.

Wie sehen wir die aktuelle Situation?

Wie bereits seit vielen Wochen hier in diesem Blog veröffentlicht, raten wir Investoren dazu, sich neutral zu positionieren und bestehende Gewinne bzw. die „risky assets“ eng zu monitoren. Wir wiederholen mantramäßig, in Portfolien sogenannte „safe haven´s“, also insbesondere Positionen in Gold und deutschen Staatsanleihen, in ausreichendem Maße zu berücksichtigen. In unserem „Blick auf die Börse“ am 15.07.2024 haben Marcus Täuber und Alexander Prochnow-Ast hierauf nochmals hingewiesen. Im Rahmen der Vermögensverwaltung der Volksbank Kraichgau haben wir dies auch umgesetzt und seit einigen Wochen sukzessive Aktienquoten reduziert, Gold-Quoten beibehalten, Quoten in deutschen Staatsanleihen teilweise verstärkt und Erlöse aus Verkäufen in Liquidität bzw. Geldmarktanlagen  investiert. Damit können die Auswirkungen der oben beschriebenen Entwicklungen aus den Portfolien nicht ferngehalten werden, aber sie werden deutlich abgemildert. Und nach Beruhigung der Lage können wir wieder in den „Kaufmodus“ übergehen. Derzeit sehen die Aktienquoten unserer wichtigsten Vermögensverwaltungsstrategien wie folgt aus:

Quelle: Volksbank Kraichgau eG, * = mind. seit Ende Juli 2024

 

Um es klar zu sagen: Wir gehen derzeit nicht von einer schnellen Beruhigung der Lage aus, doch unsere aktuelle Allokation lässt uns ruhig schlafen, da wir einigen Stress aus den Portfolien halten und gleichzeitig in der Lage sind, im Spätsommer oder Herbst oder zu einem anderen Zeitpunkt wieder Aktien signifikant aufzubauen. Die bestehenden Anleihepositionen werden wir nicht veräußern, wenngleich der Rückgang der Renditen in den vergangenen Tagen übertrieben scheint:

Quelle: LBBW per 05.08.2024

 

Den „safe haven“ Effekt sieht man in dieser Grafik sehr deutlich. Hier könnte es unter Umständen zu dem unerwünschten Effekt kommen, dass im Falle von Leitzinssenkungen in Europa bzw. in den USA im September die langfristigen Renditen wieder steigen, damit sich diese Übertreibung wieder normalisiert. Andererseits erfreuen wir uns an laufenden Verzinsungen.

Quellen: GIS, DZ Bank AG, LBBW

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