
Bereits Ende Juni griffen wir das Thema „Bärenmarkt“ auf und haben im Blog „Der Bärenmarkt ist die Basis für Gewinne“ dargelegt, dass eine Fortsetzung des Bärenmarktes möglich ist, aber es andererseits sowohl kurzfristig als auch langfristig berechtigte Hoffnung für die Aktienmärkte gibt. Wie Sie an nachfolgendem Chart des S&P500 ersehen können, hat sich zum 30.09.2022 gegenüber dem Halbjahresende nicht viel geändert, der „Bärenmarkt“ ist noch immer intakt:

Negativ ist derzeit hervorzuheben, dass der Erholungsversuch im August leider erfolglos blieb, der S&P500 prallte an der 200-Tage-Linie ab. Andererseits versucht der S&P500 im Moment im Bereich 3.590 bis 3.650 eine Stabilisierung, denn seit Tagen oszilliert der Index um diese Marke. Damit ist das „Drehbuch“ der nächsten Woche klar: Kippt der Index unter diesen Unterstützungsbereich, sind neue deutliche Tiefststände sehr wahrscheinlich. Andererseits scheint der Index im Moment völlig „überverkauft“, sodass eine kurzfristige Gegenbewegung fast genauso wahrscheinlich ist. Angesichts der aktuell weiterhin hohen Inflation werden am Kapitalmarkt weitere deutliche Zinserhöhungen der Notenbanken erwartet, was normalerweise zu Lasten der wirtschaftlichen Entwicklung geht. Die Angst vor einer starken Rezession sitzt tief und sorgt bei Anlegern für Verunsicherung.
Gute Nerven sind gefragt!
Unabhängig von der kurzfristigen Einschätzung: Wir erinnern Sie gerne an die bisherigen Zitate aus unseren vorangegangenen Blogbeiträgen. Zum einen erwartete HSBC aufgrund des historischen Musters im zweiten Halbjahr eine deutliche Gegenbewegung. Als „Gegenspieler“ hatten wir die französische Großbank Societe Generale zitiert, welche einen Indexstand von 3.000 Punkten im S&P500 für wahrscheinlich erachtete. Doch es gibt weitere Beispiele: Während die US-Investmentbank Morgan Stanley den S&P500 am Jahresende bei 3.300 bis 3.400 Punkten sieht, rät Goldman Sachs eindrücklich dazu, Aktien nun nicht mehr zu verkaufen.
Technische vs. Reale Rezession
Gerade der Rat von Goldman Sachs ist interessant, da einerseits eingeräumt wird, dass der S&P500 ein „Restrisiko“ von 5-10% habe. Andererseits sei eine milde Rezession in den USA bereits vollständig eingepreist – obwohl diese bisher aufgrund eines starken Konsums und eines starken Aktienmarktes noch gar nicht eingetreten ist. Sollten die weiteren avisierten Zinserhöhungen in den USA dazu führen, dass die Inflation in den kommenden Monaten den „Scheitelpunkt“ erreicht, wäre im Jahr 2023 mit einer positiven Überraschung beim Wirtschaftswachstum zu rechnen – was den S&P500 auf 4.500 bis 4.600 Punkte bringen könnte. Hierbei muss erwähnt werden, dass die USA im Gegensatz zu Europa in Sachen Energieversorgung unabhängig vom Krieg in der Ukraine sind, und somit der große europäische Belastungsfaktor (Stichwort: Woher und wie erhalte ich Gas?) nicht existiert. Dies ist im Übrigen auch die Begründung, weshalb wir uns mit unseren jüngsten Aktieninvestments auf die USA fokussierten. Diese Ausführungen möchten wir mir folgender Grafik abschließen, welche wir gar nicht weiter kommentieren, sondern für sich sprechen lassen möchten:

Anleihen mit aktienähnlichen Verlusten
In „konservativen“ Portfolien und Mischportfolien sind es allerdings weniger die Aktien, die Sorgen bereiten. Denn dass Aktien 20% und mehr verlieren können, ist hinlänglich bekannt und sollte immer einkalkuliert werden. Überraschender ist die Tatsache, dass auch viele Anleihen in diesem Jahr so stark verlieren. Anleihen gelten als „sicher“, da sie zum Nennwert zurückbezahlt werden – sofern der Emittent dazu am Fälligkeitstag in der Lage ist. Doch wie Sie an untenstehenden Kursverläufen weniger ausgewählter Anleihen ersehen können, läuft am Anleihemarkt das eigentliche „Blutbad“ ab:

Doch auch hier ist ein kühler Kopf ratsam. Sofern die Bonität der Anleiheemittenten unverändert gut bleibt, werden diese Anleihen zur Fälligkeit mit Kurs 100% zurückbezahlt, d.h. die Aufholung der aktuellen Kursrückgänge ist nahezu sicher. Daher sollte unseres Erachtens im Moment von voreiligen oder panischen Verkäufen abgesehen werden, denn an der Börse sind „Himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“ die zwei Seiten derselben Medaille.
Quellen: Handelsblatt, stock3, m+c Asset Allokation GmbH, Union Investment
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