Eine Insel mit zwei Bergen – das sog. Lummerlandlied – ein Klassiker. Hört man selten, geht aber direkt ins Ohr. Vergleichbar verhält es sich mit einer anderen Insel, nämlich der „Insel“ in der Charttechnik (korrekt: Insel Island oder Insel Gap). Sieht man selten, springt dann jedoch sofort ins Auge. Sofern Sie schon länger keine „Insel“ in der Charttechnik mehr gesehen haben, hier ein aktuelles Beispiel anhand des US-Technologieindex „NASDAQ“ (die sog. Inselformation ist rot markiert):
Sie sehen, die „Insel“ in der Charttechnik entsteht, indem in einer Auf- (oder Abwärts)bewegung zunächst ein Gap auftritt, das nach einigen Tagen dadurch wieder geschlossen wird, dass ein zweites Gap auf gleicher Höhe entsteht, welches allerdings in die andere Kursrichtung weist. Damit scheinen die Kursnotierungen der „Insel“ über (oder unter) dem restlichen Kursverlauf zu schweben. Eine seltene aber sehr aussagekräftige Umkehrformation in der Chartanalyse.
Ganz wichtig: das Wort „Umkehrformation“
Eine Umkehrformation ist genau das, was das Wort suggeriert: Ein (charttechnischer) Trend kehrt sich um, in diesem Fall beginnen die Kurse zu fallen. Wie Sie wissen, sind wir im Portfoliomanagement der Volksbank Kraichgau Freunde davon, Charttechnik und fundamentale Analyse zu kombinieren, also eine Art „Check and Balance“ anzuwenden. Im ersten Moment stellt sich da die Frage, ob die Sorgen nicht übertrieben sind, denn Technologieunternehmen sollten doch durch die geplante De-Regulierung des künftigen 47. US-Präsidenten profitieren. Oder sollten sie durch die geplanten Zölle auf Importe rückläufige Gewinne erleiden? Diese Frage ist nicht seriös zu beantworten, erst ab der Inauguration des künftigen Präsidenten am 20.01.2025 kann man dies besser abschätzen: Was wirkt zuerst, was wirkt stärker.
Fakt: Die Gewinndynamik nimmt ab!
Doch was in der Berichtssaison des zurückliegenden III. Quartals 2024 beobachtet werden konnte, war eine rückläufige Gewinndynamik und Umsatzsteigerung der US-Unternehmen. Wie aus den Daten des Datenproviders Factset hervorgeht, meldeten die US-Unternehmen eine Gewinnsteigerung in Höhe von etwas über 5% gegenüber den Gewinnen des Vorjahresquartals (Stand 15.11.2024). Immerhin ist dies das fünfte Quartal in Folge, in welchem die Gewinne zum Vorjahresquartal steigen, doch im Sommer lagen die Schätzungen für das III. Quartal noch deutlich höher – bei fast 9%. Bei den Umsätzen konnte das 16. Quartal in Folge ein Umsatzwachstum erzielt werden, welches ebenfalls bei rund +5% lag. Hier ging man im Sommer noch von einem etwas geringeren Wachstum aus, was bedeutet, dass trotz höherem Umsatzwachstum die Profitabilität derzeit etwas rückläufig ist.
Nun kommt der „Knaller“: NVIDIA veröffentlicht seine Zahlen
Da im dritten Quartal die US-Indizes in etwa zweistellig zulegen konnten, sind die Bewertungen der Gewinn- bzw. Profitabilität etwas enteilt, eine Konsolidierung wäre also ein normaler Vorgang. Daher ergibt der Check der fundamentalen Seite eine gewisse Beruhigung. Allerdings kommt nun eine besondere Konstellation ins Spiel: Die Zahlenveröffentlichung des Schwergewichts und eines der wertvollsten Unternehmen der Welt: NVIDIA. Und hier muss man konstatieren, dass NVIDIA in den zurückliegenden Quartalen einerseits die Erwartungen der Analysten immer deutlich übertreffen konnte, allerdings die Höhe bzw. Dynamik immer weiter abnahm. Will heißen: sollten die Quartalszahlen von NVIDIA aus irgendeinem Grund den Markt enttäuschen, würde ein großer Tagesverlust der Aktie die Technologieindizes der NASDAQ und den S&P500 und seit 08.11.24 den Dow Jones evtl. kräftig drücken. Und im Ergebnis evtl. die oben stehende „Insel“ bestätigen und als Trendumkehrformation für weiter folgende Abverkäufe sorgen. Andererseits könnte eine erneute positive Überraschung dafür sorgen, dass aus der Insel keine Trendumkehr wird, sondern die US-Indizes die Jagd auf neue Rekordstände fortsetzen. Es bleibt spannend…
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