Es ist tatsächlich passiert, die EU und das Vereinigte Königreich haben sich nach tagelangen Verhandlungen auf einen neuen Austrittsvertrag geeinigt. Kurz vor Beginn des Gipfeltreffens der 27 Staats- und Regierungschefs in Brüssel am Donnerstag verkündeten EU-Kommissionspräsident Juncker und der britische Premierminister Johnson die frohe Kunde. Die Vertreter der 27 EU-Partner hießen die Einigung am Abend gut.
Klappt das nun mit dem Austritt am 31.10.2019?
Trotz des neuen Abkommens ist immer noch nicht klar, ob das Thema demnächst von der Tagesordnung verschwindet. Denn das britische Unterhaus muss am Samstag darüber abstimmen. Leider wurde nicht nur von Seiten der Opposition Kritik am neuen Verhandlungsergebnis laut, sondern auch von der nordirischen Protestantenpartei DUP, welche Johnsons Regierung stützt. Und somit ist die Zustimmung einer Mehrheit im britischen Unterhaus erneut mit großer Unsicherheit behaftet. Dennoch darf der mediale Druck auf die Abgeordneten nicht unterschätzt werden, so titelte beispielsweise die Zeitung „Daily Mail“ zu Johnsons Verhandlungsergebnis: „Er hat seine Pflicht erfüllt. Jetzt müssen die Abgeordneten liefern“.
Auch Brüssel zieht die Daumenschrauben an
EU-Kommissionspräsident Juncker warnte vorsorglich in der Nacht zum Freitag vor den Folgen einer Ablehnung des Brexit-Abkommens im britischen Parlament. Wenn es in Westminister keine Zustimmung gebe, „dann sind wir in einer extrem komplizierten Situation“, sagte er und legte zur Frage einer eventuellen Verschiebung des für den 31. Oktober vorgesehenen Brexit-Datums überdeutlich nach: „Wir sind der Meinung, dass man angesichts der Qualität des Deals keine Verlängerung braucht.“
Für Kapitalmarktinvestoren bedeutet dies…
Die Kapitalmärkte haben den Deal am Donnerstag bereits gefeiert, wenngleich die Höchststände der Aktienindizes nicht ganz gehalten werden konnten. Sollte das Unterhaus am Samstag tatsächlich zustimmen, dann wird unserer Meinung nach der Großteil der Euphorie in den Kursen enthalten sein. Enttäuschung sollte sich hingegen ergeben, sofern wir eine Ablehnung des Abkommens sehen, denn dann wird eine weitere Hängepartie wahrscheinlich. Wir sind gespannt auf Samstag und die darauffolgende Börsenöffnung am Montag…