Die hohe Bewertung des US-Aktienmarktes

Die Berichtssaison zum vierten Quartal 2019 ist in den USA noch nicht ganz abgeschlossen. Dennoch sollte ein erstes Zwischenfazit gezogen werden, denn es ist wohl kein Geheimnis mehr, wenn auf die hohe Bewertung des US-Aktienmarktes, repräsentiert durch den S&P500 Index, hingewiesen wird.

Das Zwischenfazit der Berichtssaison zum 4. Quartal 2019

Im vierten Quartal haben die Unternehmen in den USA dem schwierigen Umfeld (Handelskonflikt, Unruhen in einigen Schwellenländern, Konjunkturabkühlung im Industriesektor) getrotzt. Von den 500 im S&P 500-Index enthaltenen Unternehmen haben bis am Freitag vor US-Markteröffnung knapp zwei Drittel (316) ihre Berichte vorgelegt. Davon vermochten drei Viertel (75,7 Prozent) die Gewinnschätzungen (Gewinn je Aktie / EPS) zu übertreffen. Rund ein Viertel (24,3 Prozent) verfehlte hingegen die Erwartungen. Im Durchschnitt haben die US-Titel die Ergebnisschätzungen um 5,6 Prozent und die Umsatzschätzungen um 1,1 Prozent übertroffen. In der Sektor-Wertung haben der US-Technologie- und der Konsumgütersektor sehr stark abgeschnitten. Hier übertrafen über 90 Prozent der Unternehmen die Gewinnerwartungen der von Bloomberg erfassten Analysten.

Weshalb ist die Gewinnentwicklung so wichtig?

Langfristig gilt der Zusammenhang: Steigende Unternehmensgewinne führen zu steigenden Aktienkursen (Hinweis: Die Verzerrung der Unternehmensgewinne durch Aktienrückkäufe bleibt in diesem Blog-Beitrag ohne Würdigung). Im Jahr 2019 konnte die Entwicklung der Unternehmensgewinne der Titel des S&P500 Index mit der Entwicklung des Gesamtindex nicht schritthalten, wie der nachfolgenden Grafik entnommen werden kann:

Quelle: Loys AG von CNBC

Sie sehen: Im Jahr 2019 erholte sich der S&P500 deutlich – allerdings ohne eine parallele Erholung der Unternehmensgewinne. Diese Divergenz ist an sich keine Ausnahmesituation, sondern kann immer wieder am Aktienmarkt beobachtet werden. Sie führt, wie eben auch im Jahr 2019, zu einer sogenannten „Bewertungsausweitung“. Ersichtlich wird dies im aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P500, welches sich mit derzeit fast 19 deutlich vom historischen Durchschnitt von 14,8 (vergangene 15 Jahre) nach oben hin entfernt hat. Dieser Sachverhalt an sich ist kein Grund dafür, dass die „Börsenparty“ endet. Doch sie macht die (US-)Aktienmärkte anfälliger für etwaige Korrekturbewegungen in Folge unerwarteter Ereignisse. Daher wäre es mit Blick auf das Aktienjahr 2020 wichtig, dass die Unternehmensgewinne demnächst wieder wie erwartet steigen und dadurch die bereits eingetretenen Kursgewinne bestätigt werden. Die Schätzungen für die Gewinne je Aktie wurden allerdings in den vergangenen Monaten sukzessive zurückgenommen bzw. in die Zukunft verschoben, wie folgende Grafik illustriert:

Quelle: Meyer&Cie von Real Investment Advice

Gingen die Analysten in der Konsensschätzung für die EPS des S&P500 im April 2019 für das Q4 2020 noch von Gewinnen in Höhe von 174,29 US-Dollar aus, sanken die Gewinnerwartungen für Q4 2020 auf 166,45 US-Dollar im September 2019, um nun sogar auf 160,92 US-Dollar per Januar 2020 abzufallen.

Demnächst sollten sich die Erwartungen bewahrheiten

Es tut gut, die positiven Gewinn- und Umsatzmeldungen der US-Unternehmen für das zurückliegende 4. Quartal 2019 zu lesen.  Denn es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Erwartungen für die Gewinnentwicklungen des Jahres 2020 erfüllt werden. Dies wiederum ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich die Kurse am US-Aktienmarkt weiter nach oben bewegen oder zumindest auf aktuellem Niveau verbleiben können.

Quellen: Union Investment, Meyer&Cie, Loys AG, DZ Bank AG