Der Blick nach vorne – und zurück

Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Auch wenn noch wenige Börsentage – oder besser gesagt Börsenstunden – vor uns stehen, ist es durchaus angebracht, ein Fazit zu ziehen: Ein tolles Kapitalmarktjahr liegt hinter uns! Wir hatten in unserem „Blick auf die Börse“ im Januar 2024 kommuniziert, dass wir ein gutes Börsenjahr erwarten, dennoch hat uns das Ausmaß der Kursgewinne an der ein oder anderen Stelle durchaus überrascht.

Was waren die wesentlichen Highlights im Jahr 2024?

Aus unserer Sicht ist zu nennen:

  • die Inflation hat sich deutlich zurückentwickelt und die beiden großen Notenbanken FED und EZB begannen mit ersten Zinssenkungen
  • in den USA hat sich zunehmend das sog. „soft landing-Narrativ“ durchgesetzt und das BIP ist in Q2 und Q3 mit 3% gewachsen
  • das Thema „KI“ konnte erneut das Börsengeschehen dominieren, die sogenannten „Magnificent 7“ konnten im Durchschnitt ihre Gewinne über 30% steigern
  • in Europa´s Kernländern dominierte Wachstumsschwäche und politisches Chaos
  • die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten befeuerte den sog. „Trump-Trade“
  • zum Konflikt in der Ukraine kam der Konflikt in Nahost hinzu, welcher mit derselben unerbittlichen Härte geführt wurde – und teilweise immer noch wird
  • China kämpft einen Kampf im eigenen Land und versucht mit vielen Mitteln das Wachstum zu stabilisieren

An dieser Stelle bietet sich ein Blick aus der Vogelperspektive an, d.h. ein Blick auf – aus unserer Sicht – wesentliche Indizes und Notierungen in diesem Jahr:

 

Quelle: GIS/vwd, eigene Darstellung. * = Angaben in Währung, Stand: 23.12.24 gegen 10.30h

Blick auf die Aktienmärkte

Die Unterschiede im Wirtschaftswachstum werden an den Entwicklungen der Indizes durchaus ersichtlich: Während in den USA durchgängig zweistellige Kursgewinne erzielt wurden, sind die Zugewinne in Europa deutlich niedriger. Auch die Emerging Marktes konnten erneut nicht überzeugen und blieben hinter den Erwartungen zurück. Ein international gestreutes Aktienportfolio brachte in 2024 somit rund 12% bis 15% an Performance. Gemessen am US-Leitindex S&P500 verteilte sich der Zuwachs über das gesamte Kalenderjahr. Lediglich im Sommer musste eine größere Korrekturphase überstanden werden. Wir haben dies in nachfolgendem Chart gekennzeichnet:

 

Quelle: GIS/vwd, eigene Markierungen

Der Detailblick in den S&P500 und die Kursentwicklung seiner 500 Aktien offenbart, dass dieser Leitindex weiterhin von wenigen Aktien „getragen“ wird. Nachfolgend sehen Sie anhand der Größe des Rechtecks, wie hoch die Gewichtung der einzelnen Aktie im S&P500 ist. Grün bedeutet dabei „Kursgewinn in 2024“, rote Färbung bedeutet „Kursverlust in 2024“. Die Höhe der Kursveränderung steht unter dem Namenskürzel. Der S&P500 wird weiterhin dominiert von Microsoft, Meta, Tesla, NVIDIA, Apple, Amazon und Alphabet, also den „Magnificent 7“. Bedeutsam sind ferner Berkshire Hathaway, Visa, Mastercard, Procter&Gamble, Eli Lilly, Oracle, JP Morgan, Walmart und Broadcom. Danach beginnt die „große Masse“:

 

Quelle: Finviz.com, Daten = Schlusskurse vom 20.12.24 in USD

 

Wie bereits angedeutet, gab es regional durchaus große Performancedifferenzen. Nachfolgend sehen Sie die Differenzen zwischen dem US-Index S&P500, dem Leitindex SMI aus der Schweiz sowie den beiden europäischen Indizes CAC40 (Frankreich) und DAX40 (Deutschland), wobei wir den Performanceindex des DAX verwendeten:

 

Quelle: GIS/vwd

 

Diese regionalen Unterschiede waren auch zwischen „Large Caps“ und „Small Caps“ auszumachen. Während US-Small Caps (gemessen an einem ETF auf den Index Russel 2000) durchaus mit dem Leitindex S&P500 mithalten konnten (in untenstehendem Chart ebenfalls gemessen an einem ETF), kämpften europäische Small Caps (hier ein ETF auf den europäischen Index MSCI Europe Smaller Companies) mit der „0-Marke“, also gegen die Gefahr, keine positive Performance zu generieren:

 

Quelle: GIS/vwd

Am Anleihemarkt gibt es wieder Alternativen!

Der Bondmarkt konnte die Erholung nach dem crash aus 2022 auch in diesem Jahr fortsetzen. Recht unspektakulär ging es dabei bei den langlaufenden Staatsanleihen mit 10 Jahren Restlaufzeit zu. Deren Renditen bewegten sich in einem Seitwärtskorridor, in den USA ein breiterer Korridor als in Europa (hier gemessen an den Renditen der deutschen Bundesanleihe):

 

Quelle: GIS/vwd

 

Wir haben für den Chart bewusst die 3jährige Historie gewählt, damit der massive Zinsanstieg aus 2022 ersichtlich ist. Für alle Investoren hat dieser Chart im Übrigen eine versteckte Botschaft: (langlaufende) Anleihen bieten wieder eine Alternative zu Aktien. Zwar nicht in Europa – hier entspricht die Rendite der 10jährigen Bundesanleihe im Prinzip der Inflationsrate, aber in den USA durchaus. Dies sollte im Hinblick auf die möglichen Allokationen im Jahr 2025 im Hinterkopf behalten werden. Um dies besser zu illustrieren haben wir nachfolgend eine Grafik, welche wir bereits im Jahresrückblick 2022 verwendeten: Die Kursentwicklung einer Anleihe des US-Technologie-Konzerns Apple, welche im Jahr 2029 fällig wird:

 

Quelle: GIS/vwd, eigene Anmerkungen und Berechnungen

 

Diese Anleihe fiel aufgrund des massiven Zinsanstiegs im Jahr 2022 um 16% bis auf 84% und erholt sich nun sukzessive. Aktuell notiert die Anleihe bei rund 90% und wird im Jahr 2029 von Apple (voraussichtlich, denn Apple ist ein bonitätsstarkes Unternehmen) zum Nennwert 100% zurückbezahlt. Hinzu kommen die jährlichen Zinskupons in Höhe von 2,20%.

Blicken wir voraus – was können wir von 2025 erwarten?

Grundsätzlich wird das Jahr 2025 von folgenden Faktoren und Erwartungen bestimmt:

  • die Zinswende in Europa setzt sich fort, die Leitzinsen werden weiter fallen
  • die erwartete Wirtschafts- und Steuerpolitik von Donald Trump wird die wirtschaftliche Dominanz der USA zunächst stärken
  • es besteht die Hoffnung, dass in der Ukraine und in Nahost Friedensverhandlungen starten
  • die US-Börsen werden weiterhin von den „Magnificent 7“ getragen
  • vielfach waren die Kursgewinne höher als die Gewinnentwicklung der Unternehmen, d.h. auch in 2025 müssen Gewinne kräftig steigen, um die Bewertung zu rechtfertigen

Das Gros der Analysten empfiehlt den „Trump-Trade“ aufrecht zu erhalten. Dies mag einerseits einleuchtend sein, andererseits möchten wir mit dem Blick auf die hohe Bewertung der US-Aktien im Vergleich zu ihren historischen Bewertungen in den vergangenen 25 Jahren zeigen, dass hier bereits Vieles eingepreist scheint:

 

 

In unserem „Blick auf die Börse“ am 20.01.2025 (Anmeldung demnächst über unsere Homepage möglich) werden wir uns noch etwas tiefer mit möglichen Szenarien und Entwicklungen im Jahr 2025 auseinandersetzen. Bis dahin bleibt uns der Verweis auf den früheren US-Außenminister Henry Kissinger:  Nächste Woche darf es keine Krise geben – mein Terminkalender ist schon voll!

 

Disclaimer: Dieses Dokument wurde durch die Volksbank Kraichgau eG erstellt. Es dient ausschließlich lnformationszwecken und stellt weder ein öffentliches Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Erwerb von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Dieses Dokument ist keine Finanzanalyse. Alle hierin enthaltenen Bewertungen, Stellungnahmen oder Erklärungen sind diejenigen des Verfassers des Dokuments und stimmen nicht notwendigerweise mit denen dritter Parteien überein. Die Volksbank Kraichgau eG übernimmt keine Haftung für unmittelbare oder mittelbare Schäden, die durch die Verteilung und/oder Verwendung dieses Dokuments verursacht werden und/oder mit der Verteilung und/oder Verwendung dieses Dokuments im Zusammenhang stehen. Eine Investitionsentscheidung bezüglich irgendwelcher Wertpapiere oder sonstiger Finanzinstrumente sollte auf der Grundlage eines Beratungsgesprächs sowie Prospekts oder Informationsmemorandums erfolgen und auf keinen Fall auf der Grundlage dieses Dokuments. Die Inhalte dieses Dokuments entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Erstellung des Dokuments. Sie können aufgrund künftiger Entwicklungen überholt sein, ohne dass das Dokument geändert wurde.