Bärenfalle oder Ausverkauf?

Der deutsche Leitindex DAX40 ist am 13.10.2023 mit einer dynamischen Bewegung unter den exponentiell gewichteten Durchschnitt der vorangegangenen 200 Handelstage gefallen (sogenannte 200-Tage-Linie EMA). Da es sich bei diesem Durchschnitt um einen mittelfristigen und trägen Indikator handelt, kommt ihm immer wieder eine hohe Bedeutung zu. Allerdings bedeuten Notierungen unterhalb der 200-Tagelinie nicht zwangsweise, dass der Aktienindex in einen Ausverkaufsmodus übergeht. Der Blick auf die vergangenen 9 Jahre offenbart, dass es sich im Prinzip eine „50:50-Wahrscheinlichkeit“ handelt. Sehen Sie selbst:

Quelle: stock3, DAX Kursindex Zeitraum vergangene 9 Jahre

 

Die Phasen, in denen der Kursindex die 200-Tagelinie zwar unterschritt, aber sich dann zügig wieder erholen konnte, sind mit hellgrünen Kreisen gekennzeichnet. Diese Phasen werden auch gerne als „Bärenfalle“ bezeichnet, da die „bärische Tendenz“, also der Fall unter die 200-Tagelinie, von den „Bullen“ schnell gekontert wird und der Aktienmarkt im Anschluss wieder deutlich steigt. Anderenfalls haben wir die Differenz vom Tag der Unterschreitung bis zum „größten“ Verlust gekennzeichnet (den Corona-Einbruch haben wir bewusst weg gelassen). Ohne zu sehr in die Details abdriften zu wollen, zeigt die Grafik eindrücklich, dass es im Fall der Unterschreitung der 200-Tagelinie häufig zu deutlichen Kursrückgängen im Bereich der „20%-Marke“ kommt.

Kommt nun der große Ausverkauf?

Auf dieser Basis muss konstatiert werden, dass die Unterschreitung der 200-Tagelinie durchaus Signalwirkung für den Aktienmarkt hat. Inzwischen stehen wir bereits bei rund 6% Abschlag und es stellt sich die Frage, ob wir erneut einen „20%-Abschlag“ erleben werden. Die aktuelle Situation sieht wie folgt aus:

  • positive Faktoren:  Aktien sind inzwischen oft günstig bewertet, die Notenbanken haben die „Zinspause“ ausgerufen, die US-Konjunktur kann sich noch behaupten, Hoffnung auf die Jahresendrally
  • negative Faktoren: Unsicherheit im „nahen Osten“, technisch betrachtet sind Aktien „angeschlagen“, Anleihen sind eine nominale Alternative, schwache Konjunkturdaten in Europa, Unsicherheit um das Potential der chinesischen Wirtschaft

Anhänger der technischen Analyse argumentieren gerne, dass „im aktuellen Chart alle derzeitigen Informationen verarbeitet sind“. Dann lassen Sie uns auf den aktuellen Chart blicken:

Quelle: stock3, DAX Performanceindex, letzte 6 Monate

Das Bild ist eindeutig: Der deutsche Leitindex ist im Abwärtsmodus. Es gibt durchaus die Hoffnung, dass der Markt bei 14.600 oder 14.400 Punkte halten kann. Doch dafür werden neue positive Informationen / Meinungen benötigt.

Unsere Vermögensverwaltung ist seit Juni „wetterfest“

Nun einen Rat zu geben, ist schwierig. Ein nüchterner Blick offenbart eigentlich, dass der Aktienmarkt kurzfristig weiter unter Druck bleiben wird, so dass 14.000 Punkte durchaus angetastet werden können. Allerdings können in einem derartigen Umfeld wenige, unerwartet positive Nachrichten eine Rally auslösen. D.h. sofern die Qualität stimmt, sollten sich Anleger in Geduld üben – und eher über Nachkäufe nachdenken. Es ist quasi wie in der „Happy Hour“: dieselbe Qualität zum halben Preis. Mandanten der Vermögensverwaltung der Volksbank Kraichgau können sich im Übrigen entspannt zurücklehnen, denn wir haben bereits Anfang/Mitte Juni unsere Portfolien „wetterfest“ gemacht und Aktien deutlich reduziert, Anleihen erhöht und z.T. Gold nachgekauft. Doch auch wir greifen in der „Happy Hour“ gerne zu, sodass auch wir langsam wieder über erste Käufe nachdenken.

 

Disclaimer: Dieses Dokument wurde durch die Volksbank Kraichgau eG erstellt. Es dient ausschließlich lnformationszwecken und stellt weder ein öffentliches Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Erwerb von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Dieses Dokument ist keine Finanzanalyse. Alle hierin enthaltenen Bewertungen, Stellungnahmen oder Erklärungen sind diejenigen des Verfassers des Dokuments und stimmen nicht notwendigerweise mit denen dritter Parteien überein. Die Volksbank Kraichgau eG übernimmt keine Haftung für unmittelbare oder mittelbare Schäden, die durch die Verteilung und/oder Verwendung dieses Dokuments verursacht werden und/oder mit der Verteilung und/oder Verwendung dieses Dokuments im Zusammenhang stehen. Eine Investitionsentscheidung bezüglich irgendwelcher Wertpapiere oder sonstiger Finanzinstrumente sollte auf der Grundlage eines Beratungsgesprächs sowie Prospekts oder Informationsmemorandums erfolgen und auf keinen Fall auf der Grundlage dieses Dokuments. Die Inhalte dieses Dokuments entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Erstellung des Dokuments. Sie können aufgrund künftiger Entwicklungen überholt sein, ohne dass das Dokument geändert wurde.