Das Krypto-Chaos beruhigt sich langsam

Nach dem Zusammenbruch von FTX sind viele Krypto-Anleger, privat wie auch institutionell, verunsichert, was ihre „Krypto´s“ anbelangt. FTX ist eine Krypto-Plattform, über welche die Nutzer verschiedene Finanzprodukte handeln können. FTX befindet sich in einem Insolvenzverfahren, Auslöser war die Veröffenltichung der Bilanz einer anderen Handelsplattform namens „Alameda Research“. Diese hatte ihre Bilanz mit den von FTX geschaffenen FFT-Token aufgebläht, um damit ihre Schulden zu decken. Aus Angst eines drohenden Kursverfalls des FFT-Tokens fasste die weltgrößte Krypto-Börse Binance den Entschluss, ihre FFT-Positionen von mehreren hundert Millionen Euro zu liquidieren. Die daraus resultierende Unsicherheit am Markt äußerte sich in einem rapiden Verfall des FFT-Tokens. Am 8.11. rauschte der Kurs um 76% senkrecht nach unten. Das Problem: Ein beachtlicher Teil der Vermögenswerte von FTX selbst bestanden aus eigenen Token! Dies hatte auch auf den Bitcoin, die bekannteste Krypto-Währung,  entsprechende Auswirkungen, wie Sie dem Chart entnehmen können:

 

 

Dem ein oder anderen mag die Analogie zu einem „Bank run“ in den Kopf steigen und in der Tat sind beide Szenarien vergleichbar – mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Kundengelder bei FTX nicht der Einlagensicherung unterliegen. Dennoch ist zu konstatieren, dass sich gemessen an der Kursentwicklung nach der FTX-Pleite der Bitcoin-Kurs wieder etwas erholen konnte und der Tiefststand vom 09.11.2022 bei rund 15.200 USD nicht mehr unterschritten wurde. Kurzfristig scheinen sich also die Nerven der Krypto-Marktteilnehmer etwas zu beruhigen. Durchaus beachtlich, denn der Bitcoin-Kurs erlitt mit dem Tiefststand im November einen Verlust von immerhin rund 77,5% gegenüber seinem Allzeit-Hoch, welches erst 12 Monate vorher erreicht wurde.

Der Ruf nach mehr Regulatorik im Krypto-Bereich wird lauter

Im Zuge des Zusammenbruchs wird dennoch einmal mehr die Diskussion um mehr Regulierung laut. FTX und auch andere Krypto-Börsen verwahren ebenso wie Banken Vermögenswerte ihrer Kunden. Die Kunden übertragen ihre Vermögenswerte an die Blockchain von FTX mit dem Versprechen, diese jederzeit wieder zurückerhalten zu können. Diese Einlagen dürfen nicht dadurch gefährdet werden, dass diese Institutionen in Zahlungsnot geraten, weil die bilanziell gelisteten Sicherheiten aufgrund von mangelnder Regulierung stark im Wert schwanken dürfen. Hier muss der Gesetzgeber, die EU, einschreiten und strengere Vorgaben für die Hinterlegung von Sicherheiten stellen, sodass auch die Hürden, Vermögenswerte verwahren zu dürfen, höher gesetzt werden – eben wie bei den bereits streng regulierten Banken. Es sei nochmal hervorgehoben, dass die vielen Krypto-Währungen zugrundeliegende Blockchain-Technologie nicht der Auslöser für das Abhandenkommen der Vermögenswerte der FTX-Anleger war. Alle Transaktionen wurden dezentral, pseudonymisiert und sicher ausgeführt. Das Problem war eine risikoreiche Kreditvergabe seitens FTX sowie betrügerische Aktivitäten. Beides ist zwar schon nach aktuell geltendem Recht verboten, dennoch haben die Regulatoren diesen Bereich noch nicht ausreichend im Blick.

Cold-Wallets können schützen

Wer nach wie vor von Krypto-Assets überzeugt ist, nun aber Angst vor einem Totalverlust aufgrund eines Zusammenbruchs seiner Krypto-Börse hat, kommt nicht umhin, seine Vermögenswerte selbst zu verwahren. Hierfür gibt es Cold-Wallets, äußerlich USB-Sticks ähnlich, welche nicht mit dem Internet verbunden und mit einem Passwort aus etwa einem Dutzend Worte (Key) gesichert sind. Im Gegensatz zu sogenannten Hot-Wallets – wie Sie auch auf FTX genutzt wurden – sind diese nicht direkt mit dem Internet verbunden, was den externen Zugriff (z.B. durch Hacks oder betrügerische Aktivitäten einer Krypto-Börse) verhindert. Die gestiegene Sicherheit, die sich aus der Nutzung der Cold-Wallets ergibt, geht zwar zu Lasten des Komforts, da man nun selbst verantwortlich ist für die Verwahrung seiner Assets. Allerdings sollte diese Abwägung insbesondere bei großen Vermögen vor dem Hintergrund der FTX-Pleite durchaus vorgenommen werden.

 

Wir danken Herrn Marco Leibersperger, Student an der DHBW Mannheim, für seine Mitarbeit an diesem Blog.

 

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