Zu Beginn des Jahres veröffentlichten wir einen Blog, in welchem wir auf das neue Bitcoin-Kursziel der US-Investmentbank JP Morgan in Höhe von 146.000 USD hingewiesen haben. Bis Mitte April schien es, als ob sich diese Prognose sogar kurzfristig realisieren lässt, immerhin konnte Bitcoin nach rund 300% Kursplus in 2020 nochmals um über 100% zulegen und notierte am 14.04.2021 intraday bei 65.000 USD. Doch seitdem hat sich leider ein Abwärtstrend etabliert, welcher inzwischen zu einer wahren Pulverisierung der bisherigen Kursgewinne führte bzw. zu einem rund 50%-Kursverlust seit dem oben genannten Hoch. Sehen Sie selbst:
Vor kurzem rutschte der Wert erstmals seit Januar vorübergehend wieder unter die Marke von 30.000 USD, konnte weitere Abgaben allerdings vermeiden und so gilt die 30.000 USD-Marke unter charttechnischen Gesichtspunkten vorerst als tragfähige Unterstützung.
Was sind die Gründe für den Kurssturz?
Zusammengefasst: Tesla, China und die US-Notenbank – und mit Sicherheit auch die ein oder andere Gewinnmitnahme. Aber der Reihe nach, zunächst Tesla: Mitte Mai überraschte Tesla-Chef Elon Musk auf Twitter mit der Nachricht, dass der Elektroautobauer Bitcoin-Zahlungen stoppen werde. Als Grund gab Musk unter anderem die schlechte Umweltbilanz bei Mining und Transaktionen der Kryptowährung an. Zur Erinnerung: Tesla hatte erst im Februar 2021 Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Dollar gekauft. Die in der Folge einsetzenden Kurssteigerungen hatten Tesla dann in der folgenden Quartalsbilanz zu einem kräftigen Gewinnschub verholfen. In seiner Absage an Bitcoin-Zahlungen bei Tesla hatte Elon Musk zwar versichert, dass Tesla seine Bitcoins halten werde, doch kurze Zeit danach machten Gerüchte die Runde, dass zumindest ein Teil der Gewinne „vergoldet“, also realisiert wurde.
China hingegen konzentriert sich derzeit darauf, die Verbreitung von Kryptowährungen einzudämmen. So sollen Finanzinstitute und Zahlungsdienstleister von der Zentralbank angewiesen worden sein, den Handel mit Kryptowährungen zu begrenzen. Eine dezentrale Währung, deren Transaktionen nicht von der autoritären Staatsmacht überwacht werden können, ist schließlich nicht im Interesse der chinesischen Regierung, welche weiterhin strenge Kapitalverkehrskontrollen aufrechterhält.
Auch die FED setzte Bitcoin kurzfristig zu
Und in der letzten Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (FED) in der vergangenen Woche wurde nach Meinung vieler Finanzmarktteilnehmer eine Leitzinsanhebung für die USA für das Jahr 2023 in Aussicht gestellt, was in der Folge zu höheren Renditen an den Anleihemärkten als derzeit führen sollte. Ergänzend unterstrich die FED, dass sie die derzeitigen Inflationsdaten zwar weiterhin als vorübergehend betrachtet, ein höheres Niveau als bislang angenommen aber als möglich erachtet. Somit wurde vielen Akteuren vorerst sowohl die Angst vor der Rückkehr einer „Hyperinflation“ genommen als auch eine mittelfristig höhere Verzinsung der „sicheren Staatsanleihen“ in Aussicht gestellt, worauf neben Gold eben auch Bitcoin kurzfristig an Attraktivität verlor.
Wie geht es nun weiter? Kann sich Bitcoin wieder erholen?
Investoren, Zentralbanker und politisch Verantwortliche werden nicht müde, hervorzuheben, dass ein Engagement in Bitcoin (und in anderen Kryptowährungen) eine Spekulation ist. Diese Warnungen sind berechtigt, dies hat der jüngste Kursverfall eindrücklich bestätigt. Dennoch bleibt festzuhalten, dass auf Sicht von einem Jahr Bitcoin noch immer eine sagenhafte Performance von 250% aufweisen kann. Langfristig orientierte Bitcoin-Investoren sehen sich daher weiterhin in ihrem Investment bestätigt. Auf die Besonderheiten der Kryptowährungen, auf die nicht klimafreundliche Herstellung (Stichwort: energieintensives „Mining“) sowie auf die Vielzahl an unterschiedlichen Kryptowährungen hatten wir in unseren Blog´s bereits hingewiesen. Daher scheint es aus unserer Sicht wahrscheinlich zu sein, dass Bitcoin weiterhin eine hohe Volatilität an den Tag legen wird – und Volatilität kann sowohl zu positiven als auch zu negativen Kursbewegungen führen. Kurzfristig wäre es ein Erfolg, sofern sich Bitcoin weiter über 30.000 USD halten kann – dies würde dafür sprechen, dass sich ausreichend Käufer für die derzeit bekannteste Kryptowährung am Markt finden.
Quellen: DZ Bank AG, guidants, Wirtschaftswoche, Bloomberg