Birkenstock geht an die (US-)Börse

Es lässt aufhorchen, wenn ein wertvolles Unternehmen an die Börse geht und jedermann die Möglichkeit eingeräumt bekommt, sich daran finanziell zu beteiligen. Mit der Birkenstock AG bietet im Oktober ein bekannter deutscher Markenartikler einen Teil seiner Aktien einem breiten Publikum zur Investition an. Dabei fällt auf, dass der Börsengang keineswegs in Deutschland, sondern wie schon bei Corona-Impfstoffpionier Biontech, in den USA stattfindet.

Einige Emissionsdetails

Einer Pflichtmitteilung an der New Yorker Börse zufolge bietet Birkenstock 10,8 Millionen neue Aktien sowie 21,5 Millionen aus dem Bestand des Altaktionärs L Catterton zu einem Preis von 44 bis 49 US-Dollar pro Stück an. Somit könnten Aktien im Wert von bis zu 1,6 Milliarden US-Dollar platziert werden. Den Erlös aus den jungen Aktien will Birkenstock gemäß Unternehmensangaben zur Schuldentilgung verwenden. Der Nachrichtendienst Bloomberg hatte vergangene Woche gemeldet, dass Birkenstock Treffen mit Investoren vorbereite und dass der Handel schon am 11. Oktober beginnen könnte. Goldman Sachs, JPMorgan und Morgan Stanley begleiten den Börsengang. Die Birkenstock-Aktie soll an der Wall Street unter dem Ticker BIRK notieren.

Warum Börsengang in den USA und nicht in Deutschland?

Warum sich die heutigen Eigentümer für einen Börsengang in den USA entscheiden, kann gut nachvollzogen werden, denn die USA sind das Weltzentrum des Aktienmarktes. Eine große, breite und tiefe Finanzmarktinfrastruktur trägt in New York, Chicago und in vielen anderen US-Metropolen erheblich zum Wohlstand des Landes bei. Die größten Kapitalsammelstellen der Welt haben in den Vereinigten Staaten ihren Sitz. Mehr noch: An der US-Börse werden Bewertungsprämien gegenüber anderen Börsenplätzen erzielt. Als Beispiel vergleiche man diesbezüglich etwa die Aktienbewertungen der Wettbewerber Nike und Adidas. Während Nike beim Umsatz mehr als doppelt so groß ist wie Adidas (51,2 Mrd. USD vs. 22,5 Mrd. EUR), liegt dessen Börsenwert allerdings fast fünfmal so hoch wie jener der Herzogenauracher (146,5 Mrd. USD vs. 27,8 Mrd. EUR). Nicht anders ist es bei den Öl-Riesen Exxon und Shell. Diese gut vergleichbaren Unternehmen werden ganz unterschiedlich wertgeschätzt. Während Shell ein aktuelles Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 7,5 aufweist, beträgt diese Kennzahl bei Exxon 12,5.

Etwas mehr „Aktienkultur“ wäre wünschenswert

Für die deutsche Aktienkultur ist der Birkenstock Börsengang in den USA sinnbildlich, nachdem vor wenigen Monaten bereits das teuerste deutsche Unternehmen Linde dem Börsenplatz Deutschland den Rücken gekehrt hat. Der Zusammenhang zwischen Wohlstand und Aktienmarkt bzw. die Chance auf Vermögensbildung und Vermögenserhalt über Unternehmensbeteiligungen ist großen Teilen der deutschen Politik und auch der Bevölkerung wohl überwiegend unbekannt. Wir erinnern an dieser Stelle an unseren Blog „Happy Birthday – 35 Jahre Deutscher Aktienindex“, in welchem die Rendite des DAX in den vergangenen 35 Jahren genannt ist – rund 8% pro Jahr. Selbst nach Kosten und nach Inflation ist diese (Real-)Rendite geeignet, um langfristig Vermögen aufzubauen bzw. für Generationen zu erhalten. Man muss nur investieren…