Steigende Realzinsen, restriktive Geldpolitik, charttechnische Warnsignale und schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft ließen uns Anfang Mai mit unserer Kapitalmarkteinschätzung in den sog. „Risk-Off“-Modus übergehen. Diese Markteinschätzung hat sich kurzfristig bewahrheitet, so fiel der US-Standardindex S&P500 von 4.150 Punkten – dem Niveau, auf welchem wir die US-Aktien-ETFs in etwa veräußerten – auf rund 3.800 Punkte. Ende Mai allerdings sorgte der Vorschlag des regionalen Notenbankpräsidenten von Atlanta, Raphael Bositc, im Spätsommer in den USA eine Zinserhöhungspause einzulegen, für einen weltweiten Anstieg der Aktienkurse. Begleitet wurde dies durch die Aufhebung der Lockdowns in China, insbesondere in Shanghai. Die in der letzten Woche einsetzende dynamische Erholung ging in eine „enge“ Seitwärtsbewegung über, welche sich nun nach unten auflöst. Sehen Sie hierzu den nachfolgenden Chart des US-Standardwerteindex S&P 500:
Grundsätzlich sind nun zwei Szenarien denkbar: Die Erholung der vergangenen Woche war lediglich eine Rally innerhalb des intakten „Bärenmarktes“, was im Sommer nochmals deutliche Abverkäufe an den internationalen Aktienmärkten nach sich ziehen sollte. Oder der aktuelle Abgabedruck führt zu keinen neuen Tiefstständen und löst sich in den kommenden Monaten nach oben auf, da die Aktienmärkte die negativen Nachrichten eskomptiert haben und nun damit beginnen, wieder positiver in die Zukunft zu blicken.
Fakt ist: Wir sehen bestenfalls Beruhigung der Lage, mehr aber nicht
Die aktuelle Situation hat sich noch nicht verbessert. Im Gegenteil, einige namhafte Asset Manager bzw. Investmenthäuser senken erst jetzt ihre Prognosen bzw. empfehlen nun den Abbau von Aktienpositionen. So lasen wir beispielsweise vor wenigen Tagen, dass die Pictet Asset Management Strategy Unit in Ihrer Allokationsempfehlung Juni 2022 eine deutlich defensivere Portfolioausrichtung empfiehlt. Und Fisch Asset Management hat gar einen Vergleich zwischen 2022 und 1987 gezogen und sieht ernsthafte Warnzeichen für die Kapitalmärkte. Einschätzungen, welche wir durchaus nachvollziehen können! Damit Sie sich ein Bild über die derzeit komplexe Gesamtlage machen können, haben wir die aus unserer Sicht signifikantesten Einflussfaktoren in nachfolgender Tabelle zusammengefasst:
Sie sehen: es gibt derzeit viele Aspekte zu beleuchten und für eine frühzeitige „Entwarnung“ könnte es in der Tat zu früh sein. Andererseits blicken Aktienmärkte immer in die Zukunft und preisen manchmal Themen und Entwicklungen ein, die heute noch nicht absehbar sind.
Unsere aktuelle Kapitalmarkteinschätzung
Wir bleiben daher insgesamt weiterhin defensiv aufgestellt (dies bedeutet: alle „risky assets“ auf „untergewichten“). Dies ist unserer Allokations-Tabelle deutlich zu entnehmen. Dennoch gehen wir langsam dazu über, die ersten kleineren Käufe vorzubereiten. Dabei möchten wir nicht in das sogenannte „fallende Messer“ greifen, andererseits die Möglichkeit, dass die Aktienmärkte keine neuen Tiefststände ausbilden könnten, nicht außer Acht lassen. Was könnten interessante „Satelliten“ sein? Aus unserer Sicht bieten sich folgende Themen an, um sich damit auseinander zu setzen: China, Öl&Gas, Food&Beverage, Metalle sowie Financials. Doch auch an den Anleihemärkten kann man sich unseres Erachtens langsam mit ersten vorsichtigen Nachkäufen beschäftigen. Wenngleich der aufsteigende Trend der Anleiherenditen noch immer in Takt ist, so wissen wir aus Erfahrung, dass es den „perfekten“ Kaufzeitpunkt in der Praxis nicht gibt. Daher werden wir vor allem in den Anlagestrategien mit hohem Anleiheanteil wie beispielsweise in der FO-Strategie: Stabilität oder Kraichgau Weitblick: Defensiv in den kommenden Wochen erste Nach-/Neukäufe in Anleiheprodukten tätigen, wobei wir uns vorerst noch immer am unteren Ende der Zinskurve bewegen werden (d.h. weiterhin kurze Duration). Zusammenfassung: Insgesamt bleiben wir in Deckung, beschäftigen uns allerdings mit den ersten kleinen antizyklischen Käufen. Für eine generell positivere Ausrichtung der Portfolioallokation ist es aus unserer Sicht jedoch noch zu früh.
Wertentwicklung unserer Anlagestrategien
Die Wertentwicklung unserer Anlagestrategien für den Zeitraum 31.12.2021 bis 31.05.2022 beträgt:
Quellen: Pictet AM, Fisch AM, Union Investment, guidants
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