Bereits in unserem Update Mai 2021 haben wir auf das Thema „Inflation“ hingewiesen. Unsere Meinung vor rund sechs Monaten: Die Inflationsentwicklung ist nicht zu unterschätzen, aber derzeit reagieren die Aktienbörsen (noch) nicht negativ. Inzwischen liegen die Inflationsraten in den USA bei über 6% – aber die Aktienmärkte reagieren (noch) immer nicht negativ – im Gegenteil. Angesichts der jüngsten Allzeithöchststände des S&P 500 oder des DAX 40 wird klar, dass die sogenannte „Jahresendrally“ in vollem Gange ist.
Das Problem mit der Inflation
Inzwischen sieht die EU-Kommission, neben steigenden Corona-Infektionen, auch die höhere Inflation und die anhaltenden Lieferprobleme als Belastung für Wirtschaft und Verbraucher. Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen sorgt durch ihr Anleihen-Kaufprogramm weiter für eine kaum gebremste Liquiditätsflut. Und man erhält zunehmend den Eindruck, dass die Notenbank „hinter die Kurve“ gerät, die Notenbank also den Inflationsanstieg unterschätzt. Denn laut einer EZB-Umfrage, der ECB Consumer Expectations Survey (CES), stellen sich Verbraucher in der Euro-Zone auf einen deutlich erhöhten Preisdruck ein. Im Mittel erwarteten sie im Oktober für die nächsten zwölf Monate eine Preissteigerungsrate von 3 %. Das ist deutlich über dem EZB-Ziel von 2 %. Die rund 10.000 befragten Verbraucher aus 6 Ländern haben damit eine tendenziell höhere Inflationserwartung als die EZB, die nach wie vor von einem pandemiebedingt nur vorübergehenden Preisschub ausgeht. Das Problem an der Sache ist die Gefahr einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Denn wenn geplante Käufe in Erwartung steigender Preise vorgezogen werden, lässt dies die Preise durch die höhere Nachfrage steigen, was letztlich zu einer höheren Inflation führt. Hoffen wir, dass die EZB nicht irgendwann gezwungen sein wird, die Zügel zur Inflationsbekämpfung stärker anzuziehen, als sie dies vorhatte. Denn durch schnell steigende Zinsen könnte die Wirtschaft durchaus in Bedrängnis gebracht werden. Übrigens sind einige Notenbanken, im Gegensatz zur EZB, bereits in den Zinserhöhungszyklus übergegangen, wie Sie der nachfolgenden Grafik entnehmen können:
Die Aktienmärkte honorieren die starke „Earnings Season“
Die Quartalsberichtssaison für den S&P 500 ist bislang erfolgreich: 86 % der Unternehmen haben bis Mitte letzter Woche bereits Bilanz gezogen, dabei haben 82 % die Gewinn- und 75 % die Umsatzschätzungen übertroffen (Quelle: Deka Bank). Bemerkenswert ist der hohe Anteil an Konzernen, welche die Orientierungshilfe für Investoren (sogenannte Guidance) erhöht haben. Das erwartete Gewinnwachstum des S&P 500 (Mischung aus bereits gemeldeten Zahlen und Prognosen für noch nicht veröffentlichte Zahlen) ist auf 37,2 % gestiegen.
Wir schließen die Erhöhung der Aktienquoten in den Anlagestrategien ab
Wie im letzten Update Oktober 2021 angekündigt, haben wir angesichts der sehr positiv verlaufenden Berichtssaison, die Erhöhung der Aktienquoten in unseren Anlagestrategien Anfang November fortgesetzt. Somit sind wir in Sachen Aktiengewichtung nun überall auf „neutral“. Rückblickend ist es schade, dass wir mit der temporären Reduzierung der Aktienquote diesmal keinen Mehrwert stiften konnten. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass wir ein aktiver Vermögensverwalter sind, welcher sich durchaus traut, Quoten der „risky assets“ aus Risikomanagementüberlegungen zu reduzieren. In 2020 hat dies unsere Mandanten vor allzu hohen Rückschlägen geschützt, in 2021 war jedoch die September-Korrektur nicht stark genug. Dafür sind wir nun dabei, die angesprochene Jahresendrally zu nutzen, um auch im Jahr 2021 für erfreuliche Vermögenszuwächse sorgen zu können.
Wertentwicklung unserer Anlagestrategien
Die Wertentwicklung unserer Family-Office-Strategien für den Zeitraum 01.01.2021 bis 31.10.2021 liegt nach vollständiger Honorarbelastung und vor Steuer bei:
- FO-Strategie: Stabilität +2,7%
- FO-Strategie: Multi-Asset +4,8%
- FO-Strategie: Offensiv +9,9%
- FO-Strategie: Dynamik +18,9%
Die Anlagestrategien unserer digitalen Fondsvermögensverwaltung „Kraichgau Weitblick“ weisen für den Zeitraum 01.01.2021 bis 31.10.2021 folgende Wertentwicklung (Angaben vor Steuer und vor Servicehonorar) auf:
- Kraichgau Weitblick: Defensiv +2,3%
- Kraichgau Weitblick: Ausgewogen +4,4%
- Kraichgau Weitblick: Offensiv +9,1%