Unser Blog vom 21.02.2022 ist leider „veraltet“. Wir hatten die Hoffnung, dass eine militärische Eskalation vermieden werden kann, doch wir wurden eines Besseren belehrt. Russlands Präsident Putin hat die Gebiete Donezk und Luhansk als unabhängig anerkannt und die Entsendung von „Friedens-Truppen“ in die Ostukraine angeordnet. Im Gegenzug verkündeten die westlichen Bündnispartner die ersten Sanktionen, so legt Deutschland vorerst die Genehmigung der Gas-Pipeline Nord Stream 2 auf Eis. Auch die EU und die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt. Die USA verhängten Sanktionen gegen zwei russische Banken, gegen den Handel mit russischen Staatsanleihen und gegen drei Unterstützer Putins und deren Angehörige. Damit soll frühzeitig begonnen werden, den finanziellen Spielraum Russlands zu begrenzen.
Wie geht es nun weiter?
Diese Frage kann weiterhin nur Wladimir Putin beantworten. Doch seit seiner Rede zur Nation ist nun klar, dass auch mit weiteren Schritten zu rechnen ist, d.h. sogar mit einem Versuch, die gesamte Ukraine zu besetzen. Positiv kann gesehen werden, dass China im UN-Sicherheitsrat alle Beteiligten zur Beruhigung und Deeskalation aufgerufen hat und sich nicht direkt an die Seite Russlands stellte.
Blick auf den Kapitalmarkt
Der Kapitalmarkt hat auf den ersten Schritt Russlands sowie auf die ersten Sanktionen doch recht beherrscht und umsichtig reagiert (von kurzen Panikmomenten des DAX40 am Montagnachmittag abgesehen). Hier der Verlauf des US-Leitindex S&P500 in den letzten 6 Monaten:
Sie sehen, es kam im gestrigen Handel zu keinen neuen Tiefstständen, ein Verkaufsdruck blieb bislang aus. Sofern die Marke von 4.200 Punkten vorerst hält, könnte dies durchaus unter charttechnischen Gesichtspunkten als Bodenbildung gesehen werden (sog. „second leg“). Korrespondierend dazu hat sich der „Angstindex“, d.h. die gehandelte Volatilität beruhigt und keine neuen Höchststände markiert. Andererseits ist die Volatilität der US-Indizes absolut betrachtet auf hohem Niveau, was für eine angespannte Situation spricht. Dies interpretieren wir positiv, da aus unserer Sicht die Marktteilnehmer nicht zu sorglos handeln. Sehen Sie selbst:
Wir hatten in unserem Blog vom 21.02.2022 auf die sog. „safe haven“-Investments hingewiesen, in erster Linie Anleihen sowie Gold. Beide haben wie erwartet reagiert, d.h. die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen sind etwas gefallen und im Gegenzug verbleibt Gold um 1.900 USD, ohne jedoch zu explodieren oder zu kollabieren. Auch diese Kursbewegungen sprechen für ein intaktes Bild an den Börsen. Hier zunächst der Blick auf den Verlauf der Renditeentwicklung 10-jähriger US-Staatsanleihen:
Und hier ein Blick auf den Verlauf des Goldpreises (in USD) im vergangenen halben Jahr:
Unser vorläufiges Fazit
Der Kapitalmarkt hatte die aktuelle Situation eingepreist – und daher besonnen reagiert. Die aktuelle Angespanntheit zeigt Realitätssinn. Unserer Meinung nach ist ein derartiges Umfeld nicht der Vorbote des großen „Sell-Off“. Wobei weitere schwache Aktientage zu erwarten sind. Und ein Panikmodus könnte mit einer schnellen weiteren militärischen Eskalation seitens Russlands ausgelöst werden! Doch sofern dieser Umstand eintreten sollte, sehen wir es derzeit als wahrscheinlich an, dass die am 21.02.2022 angesprochenen Mechanismen greifen und unsere Anlagestrategien nicht kollabieren. Dennoch weisen wir daraufhin, dass wir natürlich aktiv handeln und die Ausrichtung unserer Anlagestrategien jederzeit ändern bzw. anpassen könnten.