Monatsupdate Oktober – die Spannung steigt!

Der US-Wahlkampf rückt immer mehr in den Fokus der Marktteilnehmer, wobei sich allmählich die Erwartung verfestigt, dass Joe Biden die Präsidentenwahl gewinnt. Selbstverständlich haben alle Akteure die Wahl 2016 noch im Hinterkopf, als selbst wenige Tage vor der Wahl nahezu alle Umfrageinstitute Hillary Clinton vorne sahen und am Ende Donald Trump in das Weiße Haus einzog. Dennoch muss man konstatieren, dass sich in den letzten Tagen die Umfragewerte weiter zu Gunsten von Joe Biden verbessert haben. Doch für die Börse wird es eigentlich keine große Rolle spielen, wer letztendlich die kommenden vier Jahre in den USA regiert, denn bei beiden Kandidaten wird es „Gewinnerbranchen“ und „Verliererbranchen“ geben.

Ein Szenario wird der Börse allerdings gar nicht gefallen

Einzig ein knapper Wahlsieg von Joe Biden mit anschließender Anfechtung des Wahlergebnisses durch Donald Trump dürfte Aktienbörsen nicht gefallen und eventuell zu größeren Korrekturen führen. Wir erinnern uns an die 54. Wahl des Präsidenten der USA im November 2000. Die Stimmauszählung im Bundesstaat Florida dauerte mehr als einen Monat. Am Ende lag George W. Bush dort mit 537 Stimmen vor seinem demokratischen Konkurrenten Al Gore. Eine ähnliche Situation inmitten der Corona-Pandemie und in einem Umfeld eines angeschlagenen US-Arbeitsmarktes dürfte Börsianern nicht gefallen. Denn mit einem Beschluss zu einem weiteren Konjunkturpaket könnte man in dieser Phase der Ungewissheit wohl weiterhin nicht rechnen.

Die Zahl der Arbeitslosen in den USA ist deutlich höher als vor Ausbruch der Pandemie

Die USA befinden sich, auch wenn nicht von den Börsen widergespiegelt, in einer wirtschaftlich problematischen Situation. Nach dem Auslaufen der „Helikopter-Stimuli“ ringen Demokraten und Republikaner im Kongress weiterhin um ein neues Konjunkturpaket (Volumen von ca. 2,4 Billionen USD). Damit sollen insbesondere die privaten Haushalte mit geringem Einkommen bzw. temporärer oder dauerhafter Arbeitslosigkeit gestützt werden. Immerhin sind derzeit rund 10 Millionen US-Bürger arbeitslos, die vor Ausbruch der Pandemie noch nicht als arbeitslos gemeldet waren (siehe Grafik unten „Jobless Claims“). Ohne die Einigung auf ein neues Konjunkturpaket, welches die bereitgestellten Mittel der Fed in den Wirtschaftskreislauf bringt, bleibt auch die US-Notenbank Federal Reserve (FED) ein „zahnloser Tiger“. Dieser Umstand wurde vor wenigen Tagen durch FED-Präsident Jerome Powell öffentlich nochmals bekräftigt.



Quelle: https://fred.stlouisfed.org

Zwei wichtige Fragen für die kommenden Wochen

Nichtsdestotrotz überwiegt die Hoffnung, sowohl in den USA als auch in allen anderen Wirtschaftsnationen dieser Erde, dass am Ende „alles gut wird“. Und so weisen die meisten konjunkturellen Daten inzwischen wieder ermutigende Entwicklungen auf. Die entscheidenden Fragen in den nächsten Wochen werden sein:

  1. Ob die aktuelle Erholung selbsttragende Kräfte entwickelt oder durch eine Vielzahl von Insolvenzen einen Zweitrundeneffekt im Jahr 2021 entfacht, welcher zu einer zweiten Rezessionswelle führt.
  2. Ob eine zweite, starke Corona-Welle nochmals zu drastischen, globalen Lock-Down-Maßnahmen führen wird.

Das Indikatorenset verbessert sich stetig – aber auch langsam

Das von uns verwendete Indikatorenset verbessert sich stetig, allerdings auch langsam. Dies bedeutet, wir geben unsere defensive Positionierung, welche wir seit Anfang Februar 2020 inne haben, nur sukzessive auf. Wir haben inzwischen begonnen, wieder Emerging Market Bonds in vielen Anlagestrategien beizumischen. Im Monat Oktober werden wir die ersten Positionen in europäischen „High Yield-Bonds“ aufbauen. Wir haben hier zwar einerseits die ersten Erholungen verpasst, investieren nun aber in eine besser überschaubare Lage. Denn inzwischen herrscht mehr Klarheit, welche Branchen bzw. welche Unternehmen die Auswirkungen der Pandemie meistern können. Und somit besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass die bestehende Risikoprämie auch wirklich vereinnahmt werden kann.

Das Aktiengewicht bleibt untergewichtet – noch!

Aktien belassen wir weiterhin untergewichtet, allerdings stehen wir ganz kurz davor, die Gewichtungen wieder auf einen neutralen Status zu erhöhen. Die Wahl zum US-Präsidenten ist zwar kein Bestandteil des Indikatorensets, doch die Vorsicht der Marktteilnehmer im Vorfeld der Wahl spiegelt sich nun mal in vielen Indikatoren wieder, so dass zu Monatsbeginn noch kein definitives Investmentsignal vorliegt. Macht aber auch nichts – wir haben schließlich Zeit, denn Kapitalmarktinvestments sind eher als Halbmarathon denn als Sprint zu betrachten. Die Wertentwicklungen unserer klassischen Anlagestrategien lauten wie folgt (Zeitraum Wertentwicklung 01.01.2020 bis 30.09.2020, Angabe vor Steuer/nach gesamten Kosten für dieses Kalenderjahr):

•             FO-Strategie: Stabilität – Wertentwicklung -2,05 %

•             FO-Strategie: Multi-Asset – Wertentwicklung +4,04 %

•             FO-Strategie: Offensiv – Wertentwicklung +5,46 %

•             FO-Strategie: Dynamik – Wertentwicklung +6,77 %