Es sind lediglich sechs Wochen vergangen, seitdem das Corona-Virus auch die Aktienmärkte weltweit erreicht hat und einen starken Abverkauf auslöste. Der amerikanische Index S&P500 markierte sein Tief danach bei 2.190 Punkten. Zwischenzeitlich konnte sich der Index deutlich erholen – zuletzt sogar die Marke von 2.900 Punkten überhandeln. Dass einem extremen Abverkauf auch eine Erholung folgt, ist auch in einem Bärenmarkt durchaus üblich. Doch läuft die Party einfach so weiter?
Wer hat den Korken knallen lassen?
Treiber der Erholungsrally sind mal wieder die Notenbanken. Die mittlerweile schon historischen Eingriffe lassen die Märkte deutlich steigen. Die Fed bekräftigte Ende April, dass die Eingriffe weder zeitlich noch volumenmäßig limitiert sind. In welchem Ausmaß die aktuelle Liquiditätsspritze die Maßnahmen in der Finanzmarktkrise 2008/2009 übersteigt, zeigt untenstehendes Schaubild eindrücklich. Hinzu kommt die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Normalität und einem Ende des Lockdowns. Doch stützt das Notenbankgeld auch nachhaltig den Konsum? Oder sehen wir womöglich bald einen „japanischen Aktienmarkt“ bei dem die Notenbanken die Kurse machen und die Realwirtschaft außer Acht bleibt?
Warren Buffett oder Fed – Das scheint hier die Frage zu sein!
Folgt man Warren Buffett so steht der fundamentale bzw. realwirtschaftliche Wert einer Aktie im Fokus. Durch die Notenbankpolitik deutet sich allerdings eine Entkoppelung von Aktienmarkt und Realwirtschaft an. Dies kann in vielen Punkten beobachtet werden: Nicht alle Aktien profitieren aktuell gleichermaßen von der Erholung. Genauer genommen sind es wenige Titel, die den Gesamtmarkt nach oben ziehen. Ein ebenfalls konträres Bild zeigen zahlreiche Stimmungs- und Konjunkturindikatoren. Das Konsumentenvertrauen befindet sich derzeit in freiem Fall. In den USA wurden über 30 Millionen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Die rückläufige Nachfrage und die Stillstände in der Produktion vieler Unternehmen schlägt sich in den (negativen) Erwartungen an das Bruttoinlandsprodukt vieler Länder nieder (Konkrete Zahlen können Sie unserem Blogbeitrag „Eine erste Quantifizierung der Lockdown-Rezession“ entnehmen). Die Stimmung der Investoren hat sich dagegen schon wieder normalisiert, tendiert sogar im Bereich einer leichten Euphorie. In Anbetracht der deutlich in Mitleidenschaft gezogenen Konjunktur mahnt dies ebenfalls zur Vorsicht.
Stand heute ist es schwer zu sagen, ob die Notenbank-Impulse ausreichen werden, um die wirtschaftlichen Schäden des Lockdowns nachhaltig zu kompensieren. Wir können nur die aktuelle Situation beurteilen und die zeigt uns, dass der Aktienmarkt Gefahr läuft drohende Zweitrundeneffekte (die wir bereits im Monatsupdate April beschrieben haben) zu unterschätzen. Daher halten wir an der defensiven Ausrichtung unserer Vermögensverwaltungsmandate fest.
Die Wertentwicklungen unserer Anlagestrategien lauten wie folgt (Zeitraum Wertentwicklung 01.01.2020 bis 30.04.2020, Angabe vor Steuer/nach Kosten):
• FO-Strategie: Stabilität – Wertentwicklung -3,74%
• FO-Strategie: Multi-Asset – Wertentwicklung -0,11%
• FO-Strategie: Offensiv – Wertentwicklung -2,29%
• FO-Strategie: Dynamik – Wertentwicklung -5,94%