
Das erste Kapitalmarkt-Halbjahr 2024 wird in wenigen Stunden zu Ende sein. Für uns Gelegenheit, einen kurzen Blick auf die derzeitige und geplante Allokation in unseren Beratungsmandaten „Investment Consulting“ und in den Vermögensverwaltungsstrategien zu werfen. In den vergangenen Wochen wurden wir häufig darauf angesprochen, dass unsere Markteinschätzung „veraltet“ sei, denn sie datiert vom Januar 2024. Hierzu muss man wissen, dass wir immer dann ein Allokations-Update veröffentlichen, wenn sich unser mittelfristiger Blick auf den Kapitalmarkt signifikant ändert. Dies war in den zurückliegenden Monaten nicht der Fall, denn bislang hat unsere Markteinschätzung gut gepasst. Und um es vorweg zu nehmen: Auch heute werden wir keine wesentlichen Änderungen vollziehen sondern lediglich einen Hinweis geben, wie wir insbesondere in der Vermögensverwaltung mit der aktuellen Situation vor den Sommermonaten umgehen.
Die Aktienmärkte legen deutlich zu – also alles in Butter?
Der deutsche Leitindex DAX wird das erste Halbjahr mit rund 9% Wertentwicklung (inkl. Dividenden) abschließen können. Die US-Leitindizes werden dies zum Teil sogar deutlich übertreffen und mit zweistelligen Wertentwicklungen aufwarten können. Große Kurseinbrüche standen nicht auf der Tagesordnung, d.h. eigentlich „alles in Butter“. Ein Thema, welches immer noch im Zentrum zahlreicher Diskussionen steht, ist die Wirkung der hohen Leitzinsen auf die Entwicklung der Wirtschaft. Denn die Zinsstruktur des Anleihemarktes weist seit Monaten auf eine bevorstehende Rezession hin. Wir haben nachfolgend die Steilheit der US-Zinsstrukturkurve mitgebracht, für welche die Rendite der 3-Monats-Gelder von der Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen abgezogen werden. Im Moment ist dieser Wert negativ, da die kurzfristigen Zinsen höher als die langfristigen Zinsen sind. In der Vergangenheit bzw. in dem gezeigten Zeitraum ging jeder Rezession in den USA eine derartige negative Zinsstruktur voraus, sehen Sie selbst:

Quelle: m+c Asset Allocation GmbH
Bisher gingen die Marktteilnehmer von schnellen Zinssenkungen der US-Notenbank aus, sobald sich die Inflation wieder deutlich abschwächt und sich in Richtung des 2%-Inflationsziels bewegt. Doch von den ursprünglich erhofften 5 bis 6 Zinssenkungen im Jahr 2024 sind nur noch Hoffnungen auf 1 bis 2 Zinssenkungen übrig geblieben. Und daher steht die Frage im Raum, ob das länger als gedacht anhaltende Hochzins-Niveau die US-Wirtschaft nicht demnächst stärker belasten wird als gedacht? Sie wissen, eine starke Wirtschaftsentwicklung ist wichtig für steigende Unternehmensgewinne und diese wiederum sind wichtig für steigende Aktienkurse. Noch sind die Erwartungen für die Unternehmensgewinne positiv, wie wir in unserem Blogbeitrag am 10.05.2024 zeigten. Aber die Börse handelt bekanntlich die Zukunft…
Weitere Themen, die wir positiv und negativ werten
Die sogenannte „invertierte“ Zinsstruktur ist ein Indiz, welches nicht übersehen werden sollte. Zudem macht uns die im historischen Kontext hohe Bewertung der US-Aktienmärkte und die fehlende „Marktbreite“ Sorgen. Mit Marktbreite meinen wir, dass in den USA nur wenige Aktien für Gewinnentwicklung und Indexentwicklung verantwortlich sind. Wir verweisen hierfür gerne auf unseren Blogbeitrag vom 18.06.2024 zur Berichtssaison des ersten Quartals 2024. Last but not least stellt sich die Frage, welche Folgen ein „Ausbleiben“ der Zinssenkungen der US-Notenbank hat. Ende des ersten Quartals 2023 lagen die Zinsaufwendungen der US-Unternehmen trotz der ersten Zinserhöhungen auf einem 60-Jahres-Tief, doch irgendwann könnte hier durchaus Druck entstehen, sofern die Zinsen noch länger auf hohem Niveau verbleiben:
Doch auch diese Entwicklung hätte etwas Positives: Die Investition in (US-Unternehmensanleihen) würde dann eine noch höhere laufende Verzinsung generieren. Negativ: Dadurch könnten Investoren unter Umständen aus US-Aktien in US-Corporates umschichten (eine gute Bonität des Anleiheemittenten vorausgesetzt), was den Aktien zusetzen würde. Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht: Noch läuft die Konjunktur in den USA sehr gut, in Europa steigen langsam die Erwartungen für das Wachstum in 2025. Der Trend rund im „KI“ hält viele Technologieaktien auf hohen Niveau´s und gibt Fantasie für Steigerung der Arbeitseffizienz und einen neuen Megatrend. Günstige Aktienbewertungen gibt es auch: in Europa und in einigen Emerging Markets und die zeitweise einseitige Euphorie ist nicht mehr so stark ausgeprägt, dass es Sorgen bereitet.
Wir bleiben „neutral“, aber verstärken die Achtsamkeit
Wir belassen die jüngste Alloaktion unverändert bestehen, doch aufgrund der aktuellen Situation mit vielen Fragezeichen werden wir die Aktienquoten noch enger „monitoren“ als ohnehin. Gewinnsicherungen oder die Realisierung einiger Gewinne bieten sich durchaus an, wobei wir bei einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung von dieser auch weiterhin profitieren möchten. Unsere aktuelle Allokation lautet somit wie folgt:

Quelle: Volksbank Kraichgau Investment Committee
Wertentwicklung unserer Anlagestrategien
Werfen wir abschließend einen Blick auf die Wertentwicklung unserer Anlagestrategien in der Vermögensverwaltung für den Zeitraum 31.12.2023 – 27.06.2024. Da es sich hier um depotbasierte Vermögensverwaltungslösungen handelt, sind die direkt abgeführten Steuern bei Erträgen und realisierten Kursgewinnen bereits in Abzug gebracht: