Wie wir an dieser Stelle in den vergangenen Wochen immer wieder schrieben (u.a. am 22.04.2022 in unserem Update April), sahen wir mit einer gewissen Portion Skepsis auf die (Früh-)Sommermonate. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die massiv steigenden Zinsen in Kombination mit dem andauernden Krieg in Europa (und der damit verbundenen Unsicherheit) sowie den jüngsten massiven Corona-Lockdowns in China zu ersten Abverkäufen an den Aktienmärkten führen würden. Diese setzten in den vergangenen beiden Wochen nun ein. Leider ist im Moment zu konstatieren, dass sich viele Aktienindizes technisch betrachtet in schwierigen Situationen befinden, welche durchaus zu einer Fortsetzung der jüngsten Verkäufe führen könnten. Hier der dazugehörige Chart des US-Index S&P500:
Der US-Standardindex S&P500 hat in der vergangenen Woche den von uns oft angesprochenen Bereich 4.100 bis 4.200 Punkte unterschritten. Hierdurch kann nun (zugegeben mit Fantasie) sogar eine sog. „SKS-Formation“ (SKS = Schulter – Kopf – Schulter) ausgemacht werden (durch blaue Bögen dargestellt), welche den S&P500 bis auf 3.500 Punkte führen könnte.
Ein wichtiges Thema: Die Notenbankpolitik
Im Anschluss an die Sitzung der US-Währungshüter in der vergangenen Woche wurde der erwartete Zinsschritt in Höhe von 50 Basispunkten verkündet. Diese Entscheidung wurde einstimmig getroffen, was sicher bezeichnend für die derzeitige (Inflations-)Lage ist. Doch dies war nicht die einzige Entscheidung mit Relevanz für den Kapitalmarkt. Die US-Notenbank FED wird ihr in den letzten Jahren aufgebautes Anleiheportfolio zunächst um bis zu 47,5 Mrd. USD pro Monat abbauen, also Anleihen verkaufen. Ab September 2022 soll das monatliche Abbau-Volumen auf bis zu 95 Mrd. USD gesteigert werden. Die letzte Phase, in welcher die FED Anleihen verkaufte, erstreckte sich von Oktober 2017 bis September 2019. Damals wurden (nicht sofort zu Beginn) rund 50 Mrd. USD Anleihen monatlich verkauft. Der Vergleich zeigt: Die FED gibt ordentlich Gas! Dies lässt den Schluss zu: Die Inflation bleibt hoch, was folgende Grafik verdeutlicht:
Die Anleihenverkäufe der Notenbank sind mit Vorsicht zu genießen, denn die in den letzten Jahren durch Anleihenkäufe entstandene Liquidität ist nach Meinung vieler Experten vor allem in Aktien geflossen. Es bleibt daher abzuwarten, ob Aktien den Liquiditätsentzug klaglos erleiden werden. Im Jahr 2018 war dies nicht der Fall, wenngleich die damaligen Rückgänge an den Aktienmärkten erst rund 12 Monate nach den ersten Anleiheverkäufen durch die US-Notenbank einsetzten.
Die nahe Zukunft wird leider nicht rosig eingeschätzt
Dieser gesamte Mix aus hoher Inflation, Unsicherheit in Folge des Kriegs in Europa, Lockdowns in China und Veränderungen der globalen Lieferketten hat zur Folge, dass immer häufiger Kapitalmarktexperten mit Sorge auf die nahe Zukunft blicken. Dies zeigt eindrücklich die jüngste Umfrage unter den DVFA-Professionals:
Hinweis: Die DVFA = „Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management“ ist mit über 1.400 Mitgliedern die mitgliederstärkste Organisation deutscher Finanzanalysten. Sie ist als Berufsverband der „Investment Professionals“ in Deutschland tätig. Im Rahmen der Monatsumfragen werden die Mitglieder regelmäßig zu diversen Themen befragt. Zurück zum Kapitalmarkt: Auch negative Umfragen unter Experten müssen nicht zwangsläufig dazu führen, dass es zu einem Ausverkauf an den Aktienbörsen kommt. Doch dieses Beispiel zeigt eindrücklich die Komplexität der aktuellen Situation.
Unsere aktuelle Kapitalmarkteinschätzung
Bereits im Vorfeld der FED-Sitzung in der vergangenen Woche wurden in der Vermögensverwaltung teilweise die Aktienquoten gesenkt, die Gegenwerte wurden in die Liquidität gestellt. Dies wurde in allen Anlagestrategien unserer beiden Vermögensverwaltungslösungen (Fondsvermögensverwaltung „Kraichgau Weitblick“ und Family Office-Vermögensverwaltung) vollzogen bzw. wird derzeit vollzogen. Somit sind wir in allen Anlagestrategien im Status „Untergewichtung“. Die detaillierte Risikoausrichtung unseres Mandatsgeschäftes können Sie der nachfolgenden Tabelle entnehmen:
Wertentwicklung unserer Anlagestrategien
Die Wertentwicklung unserer Anlagestrategien in der Vermögensverwaltung für den Zeitraum 31.12.2021 bis 30.04.2022 beträgt:
Quellen: DVFA, The Economist, m+c Asset Allocation GmbH, guidants, Union Investment
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