Ad-hoc Update – Black Friday am Aktienmarkt

Der heutige „Black Friday“ erinnert an den ersten Börsencrash in der Corona-Pandemie im März 2020. Der DAX brach im heutigen frühen Handel zeitweise um bis zu 4 % auf 15.283 Punkte ein, kann sich zum aktuellen Zeitpunkt (15h), im Bereich 15.400 bis 15.450 Punkte stabilisieren. Grund ist die Unsicherheit um die neue in Südafrika aufgetretene Corona-Virus-Variante B.1.1.529.

Quelle: Guidants

Neue Corona-Virus-Variante B.1.1.529

Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529 wegen ihrer ungewöhnlich vielen Mutationen nicht nur hoch ansteckend sei, sondern auch den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte. Ob dies so ist, untersuchen nun sowohl die WHO als auch die Hersteller der Impfstoffe. Allerdings brauchen diese Forschungen und Analysen Zeit – gemäß der WHO ist hier mit wenigen Wochen zu rechnen. Um „Zeit zu gewinnen“ (Aussage Hr. Lauterbach), haben viele Länder (u.a. Großbritannien) kurzfristig Flüge aus Südafrika und fünf anderen Nachbarländern gestoppt. Das Robert Koch-Institut gab heute Morgen bekannt, dass bislang noch keine Infektion mit der neuen Variante in Deutschland aufgetreten sei. Allerdings wissen wir wohl alle aus den zurückliegenden Monaten, dass ein globales Virus sich durch Landesgrenzen nicht (lange) aufhalten lässt.

Wie schätzen wir die aktuelle Situation ein?

Die neue Mutation verändert die Risiko-Bewertung der Pandemie – auch für die Börse. Konnten bislang die Ergebnisse und Kommentierungen der Unternehmen im Rahmen der jüngsten Quartalsberichterstattung viele Bedenken zerstreuen, ist nun mit der neuen Variante ein neuer Spieler im Markt. Allerdings sollten wir uns auf die Fakten konzentrieren: Ob sich die oben genannten Befürchtungen bewahrheiten, kann gerade nicht seriös prognostiziert werden.  Sollte diese Variante aber tatsächlich ansteckender und immuner gegen Impfstoffe sein, dann blieben zur Bekämpfung einzig und allein (wieder) massive Einschränkungen. Das wäre schlecht für das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne in den kommenden Quartalen. Da in den USA nach dem gestrigen Feiertag „Thanksgiving“ viele Anleger ein verlängertes Wochenende einlegen und an der Wall Street zudem nur ein verkürzter Handel stattfindet, sollte keine Entscheidung in Panik getroffen werden. Erst im Laufe der kommenden Woche wird man erkennen, ob der Aktienmarkt „durch die aktuelle Verunsicherung“ auf die kommenden Monate durchschauen kann und wieder erste Käufer auftreten, oder ob sich der Kursrückgang fortsetzt.

Branchenrotation analog 2020

Verkauft werden heute Aktien aus Branchen, die mutmaßlich als erste und am stärksten von einer erneuten Corona-Welle in Mitleidenschaft gezogen würden. Der Sektor der Reise- und Freizeitaktien bricht um 5,7 Prozent ein, Ölwerte gehen um 4,5 Prozent zurück, da die Nachfrage nach Öl unter einem erneuten globalen „Lockdown“ leiden würde. Aber auch Bankaktien (-5,1 %) werden abverkauft. Hier kommt zusätzlich als Belastungsfaktor zu den Konjunktursorgen hinzu, dass die Marktzinsen wieder stark sinken, was die Margen im Kreditgeschäft schmälert. Klar besser als der breite Markt schneiden wie schon in früheren Corona-Wellen sogenannte „stay-at-home-Aktien“ ab, welche zum Teil in den letzten Monaten unter gestiegenen Zinsen (Stichwort: Diskontierung künftiger Gewinne) zu leiden hatten.

In der Vermögensverwaltung….             

…verzichten wir auf zu starke Branchenfokussierungen, sodass wir auf Ebene der Einzelaktien sowohl Gewinner als auch Verlierer in den Portfolien haben. Die jüngst leicht erhöhte Aktienquote werden wir in der nächsten Woche vermutlich (Tagesschlusskurse sind wichtig für das Indikatorenset) wieder in Richtung „neutral“ reduzieren, wobei auch eine weitere Reduzierung der Aktienquote nicht ausgeschlossen werden kann. Panik jedoch ist unserer Meinung nach nicht angebracht. Sofern wir stärker in die aktuelle Allokation eingreifen, ist dies auf unsere Steuerungsphilosophie zurückzuführen, denn dieser bleiben wir treu.

Quelle: Guidants